Christi Himmelfahrt

Am 40. Tag nach Ostern und 10 Tage vor Pfingsten feiert die Kirche das Hochfest Christi Himmelfahrt.

Was Christen zu Christi Himmelfahrt feiern

40 Tage nach Ostern, heuer am 9. Mai, begeht die Kirche das Gedächtnis der Aufnahme Jesu in den Himmel.

Das Hochfest “Christi Himmelfahrt” wird 40 Tage nach Ostern heuer am Donnerstag, 9. Mai, begangen. Dabei feiert die Kirche das Gedächtnis der Aufnahme Christi in den Himmel. Kirchengeschichtlich lässt sich das Fest Christi Himmelfahrt bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Bis dahin wurde es zusammen mit dem heute neun Tage später begangenen Pfingstfest gefeiert. Um 370 setzte sich der Brauch durch, entsprechend der Chronologie des Lukas, den 40. Tag nach Ostern als eigenständiges Fest zu begehen, wodurch zur 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern eine gewisse Entsprechung hergestellt wurde.

Die Zahl der 40 Tage hat eine besondere Bedeutung. Die Zahl 40 kommt in der Bibel oft vor und bedeutet die Zwischenzeit vor einem Neubeginn. Auf Christi Himmelfahrt folgt schließlich eine neuntägige Vorbereitungszeit auf das Pfingstfest.

Die Himmelfahrt des auferstandenen Jesus hat im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte ihr biblisches Fundament. Die Entrückung Jesu in den Himmel wird dabei anschaulich geschildert: Jesus wird vor den Augen der Jünger in den Himmel emporgehoben und von einer Wolke den Blicken entzogen.

Die Wolke am Himmel drückt in der Erzählung die Anwesenheit Gottes aus. Theologisch ist die Erzählung als Illustration der Erkenntnis zu verstehen, dass Jesus nach seiner Auferweckung ganz und unmittelbar bei Gott ist. Um zu verstehen, was mit Himmel gemeint ist, hilft die englische Sprache: “Sky” bedeutet der äußere Himmel der Natur. “Heaven” meint den inneren, spirituellen Himmel aller Wirklichkeit – auf diesen Himmel bezieht sich das Fest “Christi Himmelfahrt”. Der Himmel ist theologisch gesprochen Gott selber.

 

 

“Fest des Loslassens”

“Man könnte Christi Himmelfahrt als das Fest des Loslassens bezeichnen”, so die Linzer Religionspädagogin Prof. Silvia Habringer-Hagleitner: “Jesus wurde gekreuzigt, er ist auferstanden, und nun begreifen seine Jüngerinnen und Jünger, dass es einen Neuanfang braucht: Jesus wird vor den Augen seiner Freunde ’emporgehoben’, heißt es in der Bibel, dann ‘ihren Blicken entzogen’.” Dies sei der Moment, wo die Freunde Jesu aus ihrer Trauer herausfinden in jene Rolle, die Jesus ihnen überantwortete: Seine Zeugen zu sein. – In dem Sinn: “Ich habe euch alles gesagt und gezeigt, und jetzt seid ihr dran, jetzt kommt es auf euch an!”

 

Das sei ein zentrales Momentum im Christentum, so Habringer-Hagleitner, “denn Jesus macht deutlich, dass er kein Guru ist, dessen Lehre allein an ihm hängt und mit dessen Tod alles vorbei ist. Nein, die Anhänger Jesu sollen in die Welt bringen, was sie an ihm beeindruckt hat, was sie mit seinem körperlichen Verschwinden in der Welt vermissen – seine Zärtlichkeit, seine Nähe zu den Schwachen, seinen Mut gegenüber den Mächtigen, den Glauben an eine Grenzen sprengende Liebe.” Und mit diesem Auftrag verabschiede sich der irdische Jesus endgültig von seinen Freundinnen und Freunden.

 


Christi Himmelfahrt: “Als er in den Himmel aufgenommen wurde…”

 

“Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.” (Apg 1,11)

Zweimal ist im Neuen Testament von einer Himmelfahrt des Auferstandenen zu lesen. Beide Versionen stammen vom Evangelisten Lukas. Er erzählt symbolreich, auch auf die Gefahr hin, dass er missverstanden wird…

Die Himmelfahrtsszene am Ende des Luaksevangeliums (Lk 24,50-53) ist als feierliche Abschiedsszene gestaltet, in der Jesus seine Jüngern segnet. Am Beginn der Apostelgeschichte (Apg 1,1-11), jenem Buch, das von der weltweiten Ausbreitung des Evangeliums erzählt, ist die Himmelfahrt mit einem Auftrag verbunden: “Ihr werdet meine Zeugen in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde!” sagt Jesus und gibt damit eine Art Inhaltsangabe für die Apostelgeschichte, deren Handlungsort nämlich zunächst Jerusalem, dann Judäa und Samarien und schließlich die ganze – damals bekannte – Welt ist.

“Als er in den Himmel aufgenommen wurde…”

Ein eigenes Fest der Himmelfahrt Jesu gibt es in der Kirche erst ab dem 4. Jahrhundert. Denn im Grunde sind Tod, Auferstehung und Erhöhung eine Einheit und ein einziges Fest, das Osterfest. Erst eine historisierende Auffassung dieser Glaubensinhalte führte dazu, dass 40 Tage nach Ostern die Himmelfahrt gefeiert wird. Was da gefeiert wird und wovon Lukas erzählt, ist – wie die Theologie sagt – ein Mysterium, ein Geheimnis, das mit Worten, Bildern oder Geschichten schwer fassbar ist: Das Geheimnis, dass der Gekreuzigte nicht mehr bei den Toten ist, dass er bei Gott ist und dass die ganze Menschheit eine Zukunft bei Gott hat. Der Evangelist Lukas, der immer wieder als begabter Erzähler bezeichnet wird, versuchte dieses Geheimnis, dieses Glaubensverständnis, in einer eindrucksvollen Erzählung – mit einigen symbolischen Anspielungen – verstehbar zu machen. Auf die Gefahr hin, dass er missverstanden werden könnte…

Die Wolke, der Himmel und die Macht des Kaisers

“Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn den Blicken der Jünger”, schreibt der Evangelist. Die “Wolke” ist das Symbol für Gott. In der Vorstellungswelt der Bibel ist Gottes Gegenwart durch die Wolke versinnbildlicht. So werden die Israeliten auf ihrem Weg durch die Wüste von einer Wolkensäule begleitet. Was die Himmelfahrtsgeschichte sagen will: Auferstehung heißt, zu Gott zu gelangen.

Auch der “Himmel” ist ein aussagekräftiges Symbol. In den Himmel aufgenommen zu werden, bedeutete in der nichtchristlichen Antike, unsterblich zu sein. Zwar wurden auch biblische Personen in den Himmel entrückt, etwa der Prophet Elija, aber die Entrückung von römischen Helden und Herrschern war gleichbedeutend mit deren Vergöttlichung. In der Apostelgeschichte steht die Himmelfahrt dagegen nicht für Vergöttlichung oder Unsterblichkeit sondern eben für die Erhöhung zu Gott. Auferstehung heißt, zu Gott gelangen. Doch erhöht wird Jesus nicht durch die Himmelfahrt allein, das ganze “Mysterium” von Tod und Auferstehung ist Erhöhung. So konnter der Evangelist Johannes konnte schon in der Kreuzigung ein Symbol für die Erhöhung sehen.

Kritischer Unterton

Noch ein Aspekt – mit einem kritischen Unterton – könnte Lukas wichtig gewesen sein: Wenn Jesus in den Himmel aufgenommen wird, dann wird er zum Weltenherrscher eingesetzt, er steht damit über dem römischen Kaiser und stellt dessen Allmacht in Frage.

Der Menschensohn kommt auf den Wolken

Das wichtigste Symbol aber bleibt die Wolke: Denn, so die biblische Vorstellung, in einer Wolke wird Jesus wiederkommen: “Man wird den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen”, hatte Jesus ankündigt (Mk 13,26). Jesus verlässt die Menschen also nicht durch die Himmelfahrt, sondern gibt Grund zur Hoffnung auf seine Wiederkunft.

Missverständnisse – mit Humor genommen

Die ganze Sache hat einen Haken: Die Gefahr der Himmelfahrtsgeschichte besteht darin, das Ostergeheimnis in Auferstehung und Erhöhung aufzuspalten, also Aspekte eines Geschehens zu mehreren Geschehnisse zu machen. Die Auferstehung könnte dann als eine Rückkehr Jesu ins irdische Leben verstanden werden. Und durch die Aufnahme in den Himmel könnte übersehen werden, dass der Auferstandene immer in der Welt gegenwärtig ist. Der Verfasser Lukas hat – mit einer Brise Humor – diesem Verständnis indirekt widersprochen, wenn er am Ende seiner Geschichte zwei Engeln erwähnt, die den erstaunten Jüngern sagen: “Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.”

 


 

Zweimal ist in der Bibel von der Himmelfahrt Jesu zu lesen (Lk 24,50-53, Apg 1,1-11). Davor kündigt Jesus das Kommen des Heiligen Geistes an und ruft die Jünger dazu auf, Zeugen zu sein: “Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein.” (Apg 1,8)

Das Fest Christi Himmelfahrt gibt es in der Kirche seit dem 4. Jahrhundert. Theologisch gesehen bilden jedoch Jesu Tod, Auferstehung und Erhöhung zur Rechten Gottes eine Einheit – ein einziges Osterfest.

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