Gedenktag des Heiligen Severin

Severin von Norikum

Gedenktag katholisch: 8. Januar – Künzing feiert dies am Samstag, 07.01.2023 16:00h in der Pfarrkirche Künzing

Severinsfest in Künzing

gebotener Gedenktag im Bistum Passau, im Erzbistum Wien und im Bistum Sankt Pölten
Diözesankalender Graz-Seckau, Linz, Salzburg und Eichstätt
Übertragung der Gebeine nach Neapel: 20 Oktober

Name bedeutet: der Strenge (latein.)

Mönch, Glaubensbote in Noricum
* um 410 in Nordafrika (?)
482 in Favianis, heute Mautern bei Krems in Österreich

Statue in der Severinkirche in PassauSeverin – möglicherweise der von Bischof Ennodius von Pavia erwähnte, aus höchsten italienischen Kreisen stammende Severinus, nach mancher Überlieferung ursprünglich aus Nordafrika stammend – begann nach dem Tode des Hunnenkönigs Attila 453 und dem Zusammenbruch seines Reiches ab etwa 460 in das von den Rugiern – die Anhänger des Arianismus waren – bedrängte Gebiet von Noricum zu gehen, um der dort noch ansässigen christlich-römischen Bevölkerung gegen die aus dem Osten und Norden andrängenden Germanenvölker zu helfen.

Deckenfresko: Severin erweckt den toten Silvinus zum Leben, in der Pfarrkirche in Künzing
Deckenfresko: Severin erweckt den toten Silvinus zum Leben, in der Pfarrkirche in Künzing

Severin wirkte der Donau entlang bis nach Quintanis – das heutige Künzing in Niederbayern, wo er der Überlieferung zufolge den toten Priester Silvinus, wieder zum Leben erweckte, und die Salzach hinauf bis zum Römerkastell Cucullis – dem heutigen Kuchl bei Salzburg -, wo er die bereits bestehende Christengemeinde in deren Kirche auf dem Georgenberg besuchte, weil ein Ältester der Gemeinde ihn bat, die noch heidnischen Bräuchen Anhängenden zu bekehren; dabei wirkte Severin auch aufgrund von Wundern überzeugend.

Rom hatte dieses Gebiet aufgegeben. Severin aber wirkte staatsmännisch zum Wohl der Bevölkerung. Zudem rief er die Menschen in den Kirchen zu Buße, Gebet und Almosengeben zusammen. In einigen Fällen drängte er die Vertreter der römischen Administration zu militärischer Verteidigung, was aber nur mäßig erfolgreich war; deshalb betrieb er nach 453 die Rückführung der Römer aus der von Alemannen und Thüringern bedrängten Zone in das Gebiet um Lauriacum – dem heutigen Lorch an der Enns in Österreich.

Ausgrabungen der frühchristlichen Kirche aus dem 3./4. Jahrhundert im Altarraum der St.-Laurenz-Basilika in Lorch
Ausgrabungen der frühchristlichen Kirche aus dem 3./4. Jahrhundert im Altarraum der St.-Laurenz-Basilika in Lorch

Severin wirkte, aber er hatte offenbar keine weltliche oder kirchliche Ämter inne, berichtet wird von seiner Ablehnung des Bischofsamtes. Deshalb konnte er mahnen und drängen, aber nichts erzwingen. Dennoch war er zusammen mit Bischof Canstantius, der in Lauriacum residierte 1, die beherrschende Person in den verbliebenen Resten der kirchlichen Organisation.

Jakob Kopp: Bronzerelief, 2000, am Portal des Domes in St. Pölten
Jakob Kopp: Bronzerelief, 2000, am Portal des Domes in St. Pölten

Severin selbst war weder römischer Beamter noch geweihter Priester noch Mönch; er lebte als – möglicherweise im Osten geschulter – Einsiedler in einem ehemaligen Wachturm nahe der Weinberge unweit der Stelle, an der er später das Kloster Favianis – im heutigen Mautern bei Krems 2 – gegründete. Er handelte also nicht aufgrund eines Amtes, sondern aus innerem Bedürfnis. Durch die Einrichtung von Klöstern hoffte er, dem verwüsteten Land und den Menschen Halt zu verleihen und gründete außer Favianis auch das Kloster Batavis / Boiotro an der Stelle des heutigen Domes in Passau; beiden stand er als Laie vor. Hinzu kamen wohl weitere Klöster in Noricum. Die später von Severins Gefährten Eugyppius verfasste Regel geht aber wohl kaum auf Severin zurück, weil seine Ferne zu dem Konvent aufgrund seiner umfassenden öffentlichen Wirksamkeit die Funktion eines echten Abtes und Durchsetzung einer Regel nicht zuließen.

Severin predigt, in der Pfarrkirche in Kuchl
Severin predigt, in der Pfarrkirche in Kuchl

Severin sah den Verlust von Noricum kommen und kündigte die Übersiedlung der christlich-römischen Bevölkerung in römische Provinzen an, Hunulf führte dann im Auftrag seines Bruders, des germanischen Söldnerführers Odoaker, 488 – nach Severins Tod – Teile der Bevölkerung nach Italien, um sie vor den eindringenden, mit den Hunnen verbündeten Rugiern, in Sicherheit zu bringen. Auch Severins Konvent folgte diesem Zug, so kamen die Gebeine Severins, die zuvor von Lucillus erhoben worden waren, zunächst auf die Burg Montleone im Montefeltro – der Region um Pennabilli – dann auf das kaiserliche Privatgut Castrum Lucullanum – dessen Reste noch an der westlichen Meerseite des Castel dell’ Ovo auf der Insel Megaride vor Neapel zu sehen sind – und in dem sich bereits Ende des 5. Jahrhunderts Basilianermönche ansiedelten, die von einer frommen Frau Barbara berufen wurden, um die Reliquien zu bewachen.

Kirche Santi Severino e Sossio in Neapel
Kirche Santi Severino e Sossio in Neapel

Severins Leben ist beschrieben in der auch als Quelle für die Geschichte der Donauländer bedeutsamen Vita Sancti Severini seines Begleiters Eugyppius aus dem Jahr 511. Eugyppius war Abt im Kloster des ins Castel Lucullano / Castel dell’Ovo in Neapel übergesiedelten Severinkonvents, wohin die Gebeine Severins übertragen worden waren. Als das inwischen zum Benediktinerorden gehörende Kloster um 900 aus Furcht vor den Überfällen der Sarazenen ind Landesinnere zogen und das Kloster Santi Severino e Sossio errichteten, kamen die Reliquien in dessen Kirche, die – neben Socius – auch ihm geweiht wurde. Nach der Auflösung des Klosters kamen die Reliquien 1808 in die Basilika di San Sossio in Frattamaggiore bei Neapel.

Severinkirche</a> in Passau-Innstadt
Severinkirche in Passau-Innstadt

In Passau ist die ehemalige Pfarrkirche – heute Friedhofskirche – im Stadtteil Innstadt Severin geweiht; Ausgrabungen haben hier 1980 die Fundamente einer römischen Kirche zutage gebracht.

Zusammen mit Severin werden an seinem Gedenktag Gefährten verehrt: Paulinus von Teurnia, Lucillus und Marcianus, Maximus sowie Silvinus.

Als 1783/85 das Bistum Linz durch Abtrennung vom Bistum Passau gegründet wurde, wurde Maximilian vom Pongau Patron des neuen Bistums; da dieser historisch wenig belegbar war, wurde 1935 Severin von Norikum zweiter Diözesanpatron.

Das Kloster Santi Severino e Sossio in Neapel wurde 1799 von den durch die französische Revolution inspirierten aufständischen Sanfedisti besetzt, war dann Bildungseinrichtung und ist heute Staatsarchiv. Die Kirche wurde beim Erdbeben 1980 schwer beschädigt, nach der Renovierung ist sie seit 2014 wieder benutzbar.

Attribute: Hund, als Pilger
Patron von Bayern; der Gefangenen: der Winzer und Leineweber; für Fruchtbarkeit der Weinstöcke; 2. Patron des Bistums Linz seit 1935
Bauernregel: Wenn es dem Severin gefällt, / dann bringt er mit die große Kält’.

1 Die frühchristliche Bischofskirche von Lauriacum stand wohl an der Stelle der späteren Kirche Maria Anger, die auf Mauern des Zentralgebäudes des Legionslagers errichtet worden war und 1792 abgebrochen wurde.

2 Anstatt von Mautern wird verschiedentlich als Ort seines Klosters auch die Jakobskirche in Wien-Heiligenstadt genannt – dies ist nicht haltbar, was Prof. Helmut Bouzek im Artikel Favianis – das heutige Mautern erläutert.

Worte des Heiligen

Als Severin seinen Tod nahen fühlte, rief er noch einmal seine Mitbrüder zusammen und hielt folgende Abschiedsrede:
Geliebte Söhne in Christus, ihr wisst, dass der heilige Jakob, als er dem Tode nahe war, seine Söhne zu sich berief, jeden einzeln mit prophetischen Worten segnete und ihnen die Geheimnisse der Zukunft enthüllte.
Ich bin schwach, matt, mir fehlt die innere Glut jenes Großen; daher darf ich es nicht wagen, meinen schwachen Kräften solches zuzutrauen. Eines aber, was der Demut nicht widerspricht, kann ich tun: euch auf die Beispiele der Vorfahren verweisen; betrachtet ihren Tod, betrachtet die Kraft ihres Glaubens. Abraham, der vom Herrn berufen war, gehorchte im Glauben und zog so in ein Land, welches er zu eigen erhalten sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin. Folget also diesem seligen Patriarchen nach, in seinem Glauben, in seiner Heiligkeit, suchet nicht das Irdische, sondern nur euer himmlisches Vaterland.
Unser Gott ist denen nahe, die aufrichtigen Herzens sind. Die für Gott kämpfen, sollen nie ablassen von beharrlichem Gebet. Die Buße soll nicht scheuen, wer die Tat nicht scheute. Wenn ihr gesündigt habt, haltet nicht mit der Reue zurück, da der Zorn Gottes durch Tränen besänftigt wird und das Opfer, das ihm gefällt, ein zerknirschter Geist ist. Lasset uns also von Herzen still und demütig sein; lasset uns jede Sünde vermeiden und die Gebote Gottes stets beobachten.
Wisst, unser schlichtes Kleid, die Tatsache, dass wir Mönche sind, fromme Reden und frommes Gehaben sind uns alles nichts nütze, wenn wir in der Beobachtung der Gebote Gottes nachlässig und untreu befunden werden. Unsere Lebensweise vor allem, meine lieben Söhne, muss also mit unseren Vorsätzen in Einklang stehen. Es ist traurig, wenn ein Laie in Sünden fällt; wie viel trauriger ist dies aber bei Mönchen, welche die Lockungen der Welt wie eine wilde Bestie fliehen und Christus allein im Herzen tragen sollen; wo Haltung und Kleid allein schon Reinheit der Sitten zu verbürgen scheinen. Aber was halte ich euch auf, liebe Söhne, mit meiner langen Rede!

Dann rief er alle der Reihe nach zu sich und nahm von jedem mit einem Kuss Abschied. Er empfing das Sakrament der Kommunion, bat alle, nicht um ihn zu weinen, bezeichnete mit erhobener Hand seinen ganzen Leib mit dem Zeichen des Kreuzes und forderte sie schließlich auf, den Psalm zu singen. Da sie es, von Schmerz überwältigt, aber nicht vermochten, intonierte er selbst den Gesang: Lobt den Herrn in seinem Heiligtum, alles, was atmet, lobe den Herrn. [Psalm 150] Wir hatten diesen Vers kaum beantwortet, als er ruhig im Herrn verschied.

Quelle: Eugyppius: Vita Sancti Severini. Zitiert nach Monastisches Lektionar zum 8. Januar

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

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