Im Dienste ihrer … Gemeinde

Der Künzinger Bürgermeister Siegfried Lobmeier im „Hand auf’s Herz“-Interview

Künzing. Sein Name ist Lobmeier, Siegfried Lobmeier. Aber anders als sein Lieblingsfilmheld James Bond mag er „a Hoibe Bier“ lieber als Martini und die natürlich weder geschüttelt noch gerührt. Ebenso liegt sein Ruhestand im Gegensatz zu dem des berühmten Geheimagenten noch in weiter Ferne, denn der Künzinger Bürgermeister ist „voll in Action“.

Geplant war das alles allerdings nicht. Einmal an der Spitze einer Gemeinde zu stehen, stand ursprünglich nicht auf seinem Lebensplan. Was ihn ausmacht, welche Ängste ihn plagen, verrät Siegfried Lobmeier im sehr persönlichen Interview. Geboren in Vilshofen als Jüngster von drei Geschwistern, verlebte Siegfried Lobmeier eine glückliche Landkindheit, machte nach der Realschule eine Ausbildung zum Kunststoffformgeber, brachte eine entspannte Bundeswehrzeit hinter sich und fertigte und vertrieb danach Kunststoffteile für Automobile und Gartenteichwannen als selbstständiger Unternehmer. Der Mann wäre sogar in der Lage, ein Boot zu bauen und die Weltmeere zu befahren, allerdings niemals ohne Frau und Nachwuchs und da der geliebten bayrischen Heimat naturgemäß Grenzen gesetzt sind, lässt er es sowieso bleiben. Mit Jugendliebe Anita und zwei Kindern hätte eigentlich alles so weitergehen können. An gemütlichen Familiennachmittagen im gepflegten Garten, der seinen Zustand vorwiegend der einzig wirklich Grünen in der Familie des CSU Ortsvorstehers verdankt. Ehefrau Anita nämlich, die, na ja nicht politisch „Grün“ ist, aber zumindest über einen grünen Daumen mit wahrer Zauberkraft verfügt, wie der unübersehbar glückliche Ehemann versichert. Als honoriger Geschäftsmann war Siegfried Lobmeier auch im Künzinger Gemeinderat und dort um das Wohl des Heimat-örtchens bemüht. Und genau im verflixten siebten Jahr seiner Gemeinderatslaufbahn wurde er 2018 zum Bürgermeister gewählt. Das ist er heute noch mit überwiegender Begeisterung und wartet, anders als die bayrische Landesregierung, absolut nicht auf göttliche Eingebungen, „wie im Münchner im Himmel so herrlich musikalisch resigniert wird.“ Der Mann mit dem Peter Kraus- Gen, das bewirkt, dass man mit über 50 noch aussieht wie…. naja, viel jünger halt… ist eher so der „Rama dama“- und „Pack mas o“Typ, der etwas in seiner Gemeinde und sich selbst auch gern bewegen will. Mit „Hanslwirt“ und Feuerwehr hat er beispielsweise zur Freude kleiner und großer bayrischer Wichtel und Weihnachtsfans aus der Region die idyllische „Woidweihnacht“ zum unverzichtbaren Programmpunkt im Gemeindekalender gemacht. Zum Fortlaufen findet der Rathauschef seinen Job nicht, aber gelegentliches, ausgiebiges Wandern mit Frau und Freunden im „Woid“ ist ein gern wahrgenommener Ausgleich für die nicht unstressige Arbeit in den Etagen überm Museum Quintana. Seit kurzem Weltkulturerbe, ist es ein absolutes Highlight in der bisherigen Amtszeit. So ganz hat er die alte Liebe zu Fahrzeugen natürlich nicht aufgegeben und lässt als Vorsitzender der Forstharter Oldtimerfreunde mit Begeisterung alles rollen, was Räder hat – vom nostalgischen Motorrad mit Beiwagen bis zum Uralttraktor mit Antikwert. Lobmeiers Einsätze als fachkundiger, witziger Moderator diverser Oldtimer – Veranstaltungen und der Waldweihnacht sind auf dem Weg zur regionalen Legende. Ganz stolz ist der 55-jährige Menschen- und Maschinenfreund auf ein Ereignis, das hinter einem Bildchen in seinem Büro steckt. Mit Bernd Sibler und Markus Söder in vergnügter Dreieinigkeit ist er darauf zu sehen. Eigentlich kein Jahrhundertereignis, wenn drei Politiker aufeinandertreffen. Aber, dass die Aufnahme an seinem allerersten offiziellen Arbeitstag auf dem Osterhofener Rossmarkt entstand, ist für ihn schon etwas Besonderes. Zwei überaus erfolgreiche Volksvertreter aus der Heimat und der frischgebackene Künzinger Bürgermeister auf einem Bild am Anfang eines persönlich wichtigen Lebensabschnitts – das kann nur ein gutes Omen sein. Denn das Land braucht ja nicht nur fortlaufend neue Bürgermeister, sondern auch Minister und Ministerpräsidenten. Und der Siegfried Lobmeier steht noch ganz am Anfang seiner politischen Karriere – schaun ma amoi!

  • Redaktion: Am wohlsten fühl ich mich Siegfried Lobmeier: Daheim mit Familie und Freunden.
  • Meine erste Schallplatte, mein erstes Konzert: Lobmeier: Die erste Schallplatte war „The Wall“ von Pink Floyd. Und das erste Konzert in der Nibelungenhalle in Passau mit der S.T.S. Band.
  • Zuletzt tief berührt hat mich Lobmeier: Als bei den großen Unwettern heuer hier die Keller überschwemmt waren und sogar Heizöltanks fortschwammen. Die Menschen waren in Panik und voller Angst, denn die große Flutkatastrophe liegt ja auch noch nicht so lange zurück und ist vielen noch in schrecklicher Erinnerung. Gott sei Dank hat das örtliche Regenrückhaltebecken vorbildlich funktioniert und das Schlimmste verhindert.
  • Fuchsteufelswild macht mich Lobmeier: Sturheit und Egoismus und wenn Abläufe durch mangelnde Kompromiss- und Kooperationsbereitschaft unnötig blockiert werden.
  • Was ich nicht gerne mache Lobmeier: Auf den Punkt gebracht: Haushalt, also Putzen, Geschirr spülen… nicht der kommunale Haushalt.
  • Ich fahre immer wieder gern... Lobmeier: Hoam zu meine Leid. Meine Mutter und mein Vater sind jetzt 79 und 89, aber können sich Gott sei Dank noch weitestgehend selbst versorgen.
  • Reinlegen könnt ich mich in Lobmeier: Antnbrüstl mit Kneedln und Blaukraut (Entenbrust mit Knödel).
  • Mein(e) Lieblingsmusik, Lieblingsbuch, Lieblingsfilm Lobmeier: Andreas Gabalier. Bei ihm waren wir vor Corona auf einem hinreißenden Konzert. Früher war ich Karl-May-Fan, jetzt schmöker ich gerne in den Büchern vom Toni Laurer. Was Filme anbetrifft, bin ich ein großer James-Bond-Fan. Ich freu mich schon auf den Neuen jetzt, leider der letzte mit Daniel Craig.
  • Die Erde ist für mich Lobmeier: Ich hab noch nicht so viel gesehn von der Erde. Aber sie ist mit Sicherheit wunderschön und vielleicht klappt’s zum Sechzigsten mit einer Nordlandreise.
  • I gfrei mi auf Lobmeier: Jeden neuen Tag.
  • Wenn ich die Welt besser machen sollte, würde ich Lobmeier: Würde ich mich an der eigenen Nase packen und schauen, was ich bei mir zum Positiven verändern kann.
  • Angst hab ich vor Lobmeier: Krankheit, erzwungener Bewegungs- und Handlungsunfähigkeit.
  • Ein Kindheitserlebnis, an das ich mich gerne erinnere Lobmeier: Schlittenfahren mit Nachbarskindern, Seifenkistlrennen und mit der „Bande“ durchs Bacherl rennen.
  • Ich krieg Gänsehaut bei Lobmeier: Ich bin ziemlich emotional und Gänsehaut kann mich bei vielen Gelegenheiten überrieseln.
  • Ich würd gern amoi ratschn mit Lobmeier: Grundsätzlich rede ich mit allen Menschen gern. Aber speziell möcht ich mich mal mit Papst Franziskus austauschen. Über alles, was aktuell so läuft in der Kirche. Aber tauschen möchte ich mit ihm niemals.
  • „Dahoam“ bedeutet für mich Lobmeier: Heimatliches Umfeld, das regionale Panorama mit Blick auf den Dreisessel. Der Bayrische Wald. Das Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit.
  • Mein erster Kuss war Lobmeier: Ziemlich früh, glaub ich. Spannendes Erlebnis mit einem Madl aus der Nachbarschaft.
  • Ich möchte nie mehr Lobmeier: Im Nachhinein bin ich ganz zufrieden mit dem, was ich hab und erreicht hab. Insofern gibt es da nicht wirklich etwas, was ich nicht mehr oder gar rückgängig machen möchte.
  • Ich möchte unbedingt noch in meinem Leben Lobmeier: In aller Ruhe und mit Vergnügen meine Enkel aufwachsen sehen und mit Leib und Seele Opa sein.
  • Ich wünsche mir Lobmeier: Viele weitere schöne Momente mit meiner Frau. Wie der, als der Schausteller auf einem Volksfest in der Nacht sein Riesenrad extra und allein für uns zwei noch mal ein paar Runden drehen ließ. Das war ein unvergessliches Erlebnis. Und dann wünsch ich mir natürlich, dass wir alle gesund bleiben und wieder fröhliche Familienfeste feiern können.

 

Interview: Anne Wölle, Foto: Manfred Pichler
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