Mitgestalter der Zeitenwende

Mitgestalter der Zeitenwende

Die Pfarrei Künzing feiert Patrozinium:
Am 8. Januar ist der Festtag des heiligen Severin

Künzing.
Zu erkennen ist er am Pilgerstab, der heilige „Severin von Noricum. Severin verehren nicht nur die Bistümer Passau, St. Pölten und das Erzbistum Wien, sondern auch die Künzinger Gläubigen, deren Pfarrkirche dem Mönch und Glaubensboten geweiht ist. Er gilt als einer, der eine große Zeitenwende erlebt und mitgestaltet hat. Geboren ist er um 410 in Nordafrika. Nach dem Tode des Hunnenkönigs Attila 453 und dem Zusammenbruch seines Reiches, begann Severin um das Jahr 460, sich um die Menschen, die nach dem Zusammenbruch in diesem Gebiet lebten, zu kümmern. Er begann der Bevölkerung, die nach einer christlich-römischen Ausrichtung lebte, Halt und Sicherheit zu geben. In den Schriften ist auch der Ortsname Künzing erwähnt, denn Severin, so heißt es, wirkte „entlang der Donau bis Künzing“. Dort hat er den toten Priester Silvinus, wieder zum Leben erweckt. Weiter heißt es, dass er die Salzach hinauf bis nach Kuchl wirkte. Rom hatte nämlich dieses Gebiet aufgegeben. Severin, so wird berichtet, habe staatsmännisch zum Wohl der Bevölkerung agiert. Zudem rief er die Menschen in den Kirchen zu Buße, Gebet und zum Geben von Almosen auf. In einigen Fällen, so wird weiter berichtet, drängte er die Vertreter der römischen Administration zu militärischer Verteidigung, was aber nur mäßig erfolgreich war. Daher betrieb er die Rückführung der Römer aus der von Alemannen und Thüringern bedrängten Zone in das Gebiet Lauriacum, dem heutigen Lorch an der Enns in Österreich. Er handelte, ohne weltliche oder kirchliche Ämter. Die Annalen berichten, dass er sich weigerte ein Bischofsamt anzunehmen. Sein Grundsatz war immer, er wolle zwar zu Taten mahnen und drängen, nicht aber unter Zwang. Dennoch war er in die kirchlichen Organisationen eingebunden. In Bischof Constantius, der in Lauracum saß, hatte er einen Verbündeten. Ein im Osten geschulter Einsiedler Severin selbst war weder ein römischer Beamter noch ein geweihter Mönch oder Priester. Vermutungen legen nahe, dass er ein im Osten geschulter Einsiedler war und dass er in einem ehemaligen Wachturm lebte, unweit der Stelle, an der das Kloster Favianis, das heutige Mautern bei Krems. Sein Handeln geschah nicht auf der Grundlage eines Amtes, sondern aus seinem inneren Bedürfnis. Durch die Einrichtung von Klöstern in dieser Gegend hoffte er, dem verwüsteten Land und den Menschen Halt zu geben. Auf ihn gehen die Klostergründungen Batavis/Boiotro in Passau und Favianis zurück. Dem folgten wohl auch weitere Klostergründungen in Noricum. Die später von Severins Gefährten Eugippius verfasste Regel geht aber wohl kaum auf Severin selbst zurück. Die verfasste Regel kann auch von ihm nicht selbst aufgestellt worden sein, dafür war er zu wenig in der Nähe der Gefährten, der Gemeinschaft, so die Vermutung der Geschichtsschreibung. Severin sah den Verlust von Noricum kommen und organisierte die Übersiedlung der christlich-römischen Bevölkerung in die römischen Provinzen an. Severins Leben ist beschrieben in der auch als Quelle für die Geschichte der Donauländer bedeutsamen „Vita sancti severini“ seines Begleiters Eugippius aus dem Jahre 511. Eugippius war Abt im Kloster Castel Lucullano/Castel dell’Ovo in Neapel. Dorthin war nämlich der gesamte Severin-Konvent übergesiedelt. Er starb im Jahr 482. Als Pilger mit Stab und Buch wird er dargestellt. Verhandlungsgeschick und Versöhnungsbereitschaft Die Vita „Santi Severini“ des Eugippius markiert das Leben des heiligen Severin, das gekennzeichnet war vom Übergang der Antike zum Mittelalter mit all seinen Begleiterscheinungen und Problemen. Gleichzeitig kann man in seiner Person auch sehen, wie wichtig die Grundhaltung eines Menschen ist. Man erkennt an ihm, die Wichtigkeit des Eintretens für die Unterdrückten und Armen. Es wird offenkundig, wie wichtig die politischen und wirtschaftlichen Auseinandersetzungen einander beeinflussen und wie sich das Geschick der Verhandlung, der Verständigung und der Versöhnungsbereitschaft auswirkt.
Quelle: Edmund Speiseder / Straubinger Tagblatt
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