Künzinger Römertage und Sonderausstellung “Gladiatoren – Superstars der Antike”
Im „Urlaub dahoam“ einen Abstecher in die Römerzeit machen – das ist im ältesten Ort des Landkreises Deggendorf möglich, wo bereits im fünften Jahrtausend vor Christus gesiedelt wurde.
In Künzing liegt außerdem – in der Herzogau mit 303,3 Meter über Normalnull – der niedrigste Punkt im Landkreis, wie Geschäftsleiterin Christa Tausch mitteilt. 40,4 Quadratkilometer ist die Gemeinde groß, in der 3347 Einwohner leben. Künzing besteht aus 30 Ortsteilen und kann 62,84 Kilometer an Gemeindestraßen verzeichnen. „Der höchste Punkt liegt auf 407 Metern über Normalnull. Es ist der Bereich am Wasserturm Forsthart“, weiß Tausch.
Ihre Kollegin, Tourismusbeauftragte Anneliese Stopfinger, kommt ins Schwärmen, wenn sie über ihre Heimat spricht: „Bei uns gibt es so viel Geschichte auf so konzentriertem Raum.“ Ihr Tipp für den Urlaub dahoam: auf den Spuren der Römer durch Künzing wandeln. Möglich macht das der Themenweg, der aus fünf Stationen mit Infotafeln besteht. Diesen können Besucher auch mit dem E-Bike erkunden. Eine kostenlose Ladestation steht beim Rathaus. Wer das Angebot nutzen möchte, kann sich den Schlüssel an der Museumskasse abholen.
Hilfstruppenkastell der RömerStartpunkt des Wegs ist natürlich das Museum Quintana. 90 nach Christus wurde in Künzing ein römisches Hilfstruppenkastell gegründet. „Es war Teil der monumentalen Grenz- und Verteidigungsanlage des Römischen Reiches im Norden“, heißt es in der Broschüre zum Themenweg.
Heute können die Besucher im Museum nicht nur Ausstellungsstücke aus der Römerzeit, sondern auch aus der Steinzeit und der Epoche der Bajuwaren bestaunen. In den Vitrinen gibt es Schmuck, Gefäße und Waffen zu sehen. Die absolute Attraktion des Museums ist ein Exponat, das sich auf die Frühgeschichte bezieht: „Schnecki“ – die Tote aus Niederpöring. Eine lebensecht wirkende Büste zeigt, wie die Frau ausgesehen haben könnte, deren Skelett man in einem Grab aus der Zeit der Linienbandkeramik (etwa 5100 vor Christus) gefunden hat.
Vor dem Museum wartet ein Stereoskop auf Neugierige. Es offenbart, wie Künzing zu Zeiten der Römer ausgesehen hat. Ein Blick durch die Stereoskope, die an mehreren Stellen des Themenwegs zu finden sind, lohnt sich also.
Das Amphitheater wurde zum Teil rekonstruiertAnschließend überquert der Besucher die Osterhofener Straße und folgt ihr ein kleines Stückchen. Vor der Grundschule startet der Themenweg mit der Station „Fahnenheiligtum“. Im spirituellen Mittelpunkt des Kastells bewahrten die Römer Feldzeichen, Legionsadler und Fahnen auf. „Im Lagerheiligtum wurde auch die Kasse verwahrt. Sie enthielt Gelder für Soldzahlungen und Verpflegung.“
Nach diesem Zwischenstopp geht es auf der Schulstraße weiter Richtung Süden zur links liegenden Kastellstraße, die nach 100 Metern zur Teilrekonstruktion des Amphitheaters führt. Die Künzinger sind stolz darauf, dass es an „ihrem“ relativ kleinen Truppenstandort (etwa 500 Mann) eine Arena gab. „Die Entdeckung im Jahr 2003 war eine Sensation“, erzählt die Tourismusbeauftragte. Das Amphitheater, in dem Gladiatoren gegeneinander kämpften, dürfte in den Jahren zwischen 125 und 140 nach Christus erbaut worden sein.
Heute findet sich ein Modell davon im Museum Quintana. Am ursprünglichen Standort erinnert ein hölzernes Rund an das Bauwerk. „Dort können Familien ein Picknick machen“, sagt Stopfinger.
Was ist ein Mithräum?Frisch gestärkt folgen die Besucher der Straße weiter nach Osten und biegen an der Kreuzung nach links in den Mithrasweg ein. Die nächste Station „Mithräum“ findet sich etwa 20 Meter weiter an der rechten Straßenseite. Aber was ist oder besser gesagt war ein Mithräum? Ein Kultgebäude zur Verehrung des römischen Gottes Mithras, der das Universum erschaffen habe soll. Die religiösen Riten und Lehren des Mithraskults waren geheim und blieben Außenstehenden somit verborgen.
Nicht verborgen bleibt den Urlaubern die nahe Pfarrkirche St. Laurentius, an der auch der europäische Pilgerweg Via Nova vorbeiführt. Sie müssen nun die Osterhofener Straße wieder ein Stückchen zurückgehen und gelangen über den Kirchenweg direkt zu dem Gotteshaus. „Künzing gehört zu den ältesten Siedlungen Bayerns. (…) Um 460 bis 482 weilte St. Severin bei der Christengemeinde“, ist in einer Broschüre zu dem Bauwerk nachzulesen. Und so zeigt auch ein Deckengemälde den Heiligen vor der damaligen Künziger Kirche, die aus Holz gebaut war. Darüber hinaus kann der Besucher zahlreiche Schnitzfiguren und den prächtigen Altar bestaunen – bevor er zur letzten Station des Themenwegs aufbricht.
Diese führt ihn zurück zum Museum. Hinter der Sparkasse, in Fortsetzung des Freigeländes des Quintana, stehen die Überreste einer römischen Thermen. „Die Römer hatten sogar eine Heizung“, weiß Stopfinger. Genauer gesagt: eine Unterflurheizung. Ein kleiner Garten mit Sitzgelegenheiten in der Nähe der Thermenreste lädt zum Verweilen ein.
Mit dem Fahrrad von Pleinting über Herzogau zum MuseumWer sich nach dem Themenweg noch etwas mehr bewegen möchte, kann am nahen Donaudamm spazieren gehen. Donauaufwärts lässt es sich der Tourismusbeauftragten zufolge super radeln. Sie empfiehlt eine kurze Tour über Lenau und Herzogau, die vor dem Museum Quintana endet. „Als Startpunkt kann man Pleinting wählen“, schlägt Stopfinger vor.
Zur Abkühlung an heißen Sommertagen legt sie den Besuchern Getränke made in Künzing ans Herzen. Diese können sie bei der „Obst- und Gemüsevermarktung“ (OGV) in der Windgasse kaufen, die gar nicht weit vom Museum Quintana entfernt ist. „Die Streuobstwiese mit Lehrpfad am Feldkreuz bei Wallerdorf ist auch einen Besuch wert“, so die Tourismusbeauftragte. Hier können die Urlauber auf einer Bank verschnaufen und die Schönheit der Natur genießen.