Deggendorf. Der Herbstausflug, gleichzeitig die letzte Ausfahrt dieses Jahres, führte kürzlich die Senioren von St. Martin zu geschichtsträchtigen Orten im Osten des Landkreises. Die Gemeinde Künzing mit ihrem Museum Quintana, die benachbarte Kirche St. Laurentius, eine der ältesten Sakralbauten im weiten Umkreis, und das barocke Wunderwerk der Asam-Basilika mit ihrer Frauenkapelle am Hof in Altenmarkt, waren die Ziele.
Museumsleiter Dr. Roman Weindl schlug mit seinen Besuchern einen zeitlichen Bogen über mehrere Jahrtausende. Angefangen von der Steinzeit, in der die Gegend bereits besiedelt war. Er schilderte die damalige Landschaft, den Verlauf der Donau und die Lebensweise der Menschen, die zuerst als Nomaden ihren Lebensunterhalt sicherten, bevor sie an festen Standorten siedelten. Ihre Hinterlassenschaften, von den Archäologen ausgegraben, lassen uns das heute nachvollziehen und verstehen. Das Glanzstück ist die vor 7000 Jahren bei Niederpöring bestattete vornehme Frau, liebevoll „Schnecki“ genannt, ob ihrer erhaltenen Kopfbedeckung, die mit Donauschnecken besetzt war. Mit modernsten kriminaltechnischen Methoden auf Basis einer plastischen Gesichtsrekonstruktion wurde eine lebensechte Büste der Frau angefertigt, die im Museum Bewunderung auslöst.
Großen Raum bei der Führung nahm die Zeit der Römer ein, die etwa im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus in Quintana (heute Künzing) ein Kastell für Hilfstruppen am „nassen Limes“ unterhielten. Das Kasernen- und Privatleben der Soldaten, die außer ihrem Kommandanten keine römischen Staatsbürger waren, zeigt sich an vielen Detailfunden, an den Modellen des Kastells, des Amphitheaters und dem Nachbau des Mithrasheiligtums.
Auch der heilige Severin (um 410 bis 482), der nach den Römern in Künzing wirkte, findet sich mit einer eigenen Abteilung im Museum, besonders aber in der benachbarten Kirche St. Laurentius wieder. Er wirkte dort ab 460, wie wir aus der „Vita Severini“ des Eugippius wissen. Pfarrer Alfred Binder ließ in seiner unnachahmlichen Art die Deggendorfer am Leben des Heiligen, verbunden mit einer Reihe von Legenden, teilhaben und zeigte mit Stolz die Reliquie des Severin im rechten Seitenaltar.
Die erste Kirche war aus Holz gebaut. Möglicherweise schon im 6. Jahrhundert, sicher aber im Hochmittelalter, entstand eine dreischiffige romanische Basilika. 1004 bestätigte Kaiser Heinrich II. dem Kloster Niederaltaich den Besitz der Kirche. Im 13. Jahrhundert wurden nach einem Brand von 1226 die Seitenschiffe abgerissen. Anfang des 17. Jahrhunderts errichtete man einen größeren Chor. In den Jahren 1759/1760 wurde der Turm erbaut, 1907 der Chor erneut verlängert. So erhielt die Kirche ihr heutiges Erscheinungsbild.
Nach den leiblichen Genüssen des Mittagessens traf man in der gegenüberliegenden Basilika St. Magdalena Altenmarkt auf Pfarrer Emanuel Hartmann. Er zeigte die wechselvolle Geschichte des Klosters auf, das aus einer Pfalz der Herzöge von Bayern im achten Jahrhundert entstand und durch Kaiser Heinrich II. in den Besitz des Bistums Bamberg kam. Er rief die Prämonstratenser nach Altenmarkt, die bis 1783 wirkten. Anschließend kam das Stift in Besitz eines Adligen Damenstifts der Kurfüstenwitwe Anna und 1858 zogen die Englischen Fräulein ein, die Landwirtschaft und Mädchenschulen bis 2000 betrieben. Die Schule schloss endgültig 2015.
1717 sollten Kloster-, Wirtschaftsgebäude und vor allem die Kirche renoviert werden. Baumeister Johann Michael Fischer riet jedoch bei letzteren zu Abriss und Neuaufbau, der 1726–1728 erfolgte. Zur Ausgestaltung wurden die Brüder Cosmas Damian für die Fresken und Egid Quirin Asam für den Stuck gewonnen. Pfarrer Hartmann verstand es, seine Zuhörer mit Hinweisen auf viele geniale Details der Künstlerbrüder strukturiert durch den Kirchenraum zu führen, ohne dass die Fülle der Eindrücke vom Einzelnen ablenkt. So konnten die St.-Martins-Senioren die ganze Genialität der Asams in sich aufnehmen. Und niemandem wurde langweilig.
Als 1632 die Schweden im Dreißigjährigen Krieg von Osterhofen und Altenmarkt unverrichteter Dinge wieder abzogen, wurde aus Dankbarkeit die Frauenkapelle am Hof errichtet. Pfarrer Emanuel Hartmann wies auf den frühbarocken Hochaltar, die fein ziselierte Stuckatur im Chorraum, das Gnadenbild von 1480 und die großen Votivtafeln von 1742, 1801 und 1945 hin.
Der Kommentar der Ausflügler am Abend lautete: „Schee war’s!“
Herbert Schüßler