Der wilde Wald im Kino: Warum Wildnis uns heilig sein sollte

In atemberaubend schönen Bildern plädiert für menschliche Zurückhaltung

Die Erde wird heißer, das Leben ungemütlicher. “Der Bayerische Wald wird ein begehrter Ort werden”, ist daher Filmemacherin Lisa Eder aus Mauth (Landkreis Freyung-Grafenau) überzeugt. Jetzt ist ihr Film “Der wilde Wald” im Kino zu sehen.

Auf dem ganzen Kontinent Europa ist nur noch ein Prozent Landfläche übrig, das vom Menschen unberührt ist. Dazu zählt seit dem Jahr 1970 auch der Nationalpark Bayerischer Wald an der Grenze von Bayern zu Böhmen. Zu seinem 50. Geburtstag setzt Lisa Eders Dokumentarfilm “Der wilde Wald” diesem Stück Wildnis ein wunderschönes Denkmal. Mit einem Jahr Pandemieverspätung kommt der Film diesen Donnerstag bundesweit in die Kinos.

 

Lisa Eder wurde 1966 in Freyung geboren und ist in Mauth aufgewachsen. 2017 hat die Regisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin und Trägerin des Bayerischen Filmpreises ihre eigene Filmproduktionsfirma gegründet. Bayerischer Wald und Nationalpark sind Kernthemen ihres Schaffens.

In überwältigenden Bildern vermittelt “Der wilde Wald”, warum die einst zurückgedrängte und als feindlich empfundene Wildnis dem Menschen heute heilig sein sollte: Hier zeigt die Natur dem Menschen ihre eigenen Lösungen für die Herausforderungen der neuen klimatischen Verhältnisse. Heute forschen Wissenschaftler aus allen Erdteilen im Nationalpark Bayerischer Wald, um das einzigartige Ökosystem zu studieren, das sich seit 50 Jahren ohne den Einfluss von Menschen entwickeln darf und das pro Jahr 1,4 Millionen Menschen besuchen, um sich zu erholen und um diese Schönheit zu bestaunen

Der Film “Wilder Wald” bietet beides: Überlegungen zum langfristigen Leben auf Erden – und spontan emotional ansprechende Natur- und Tieraufnahmen: Bäume in der prallen Fülle ihrer Kraft, Totholz, auf dem der Ambrosiakäfer seine Pilzzucht anlegt, Bäume, die gegen den Borkenkäfer kämpfen und ihn in Harz ersticken, Wölfe, Luchse, Auerhähne, Tautropfen an Gräsern, wie gemalt.

Die Verheerungen durch den Borkenkäfer und die gesellschaftlichen Schmerzen, die damit verbunden sind, zeigt der Film anhand von Tagesschau-Ausschnitten von 1997, Journalisten sprachen von “grüner Ignoranz”, von “Ökoideologen”. Ja die Nationalparkidee “Natur Natur sein lassen” wurde als “fataler Irrtum” bezeichnet. Wütender Protest begleitete den Beschluss, den Park auf fast die doppelte Fläche zu erweitern, der Leiter der Nationalparkverwaltung, Hans Bibelriether, wurde mit dem Tod bedroht.

Philosophin Christina Pinsdorf rückt im Film das Bild aus heutiger Perspektive zurecht: “Aus Sicht der Fichten ist nicht viel passiert, es ist eine Verjüngung”; der Bestand erholt sich längst, durch das Mehr an Sonnenlicht wird die Vegetation gar vielfältiger.

Dramaturgischer roter Faden des Films ist eine Wanderung des Fotografen Bastian Kalous durch den Nationalpark, wobei der Film ihm etwas zu viel an Redeanteil aufbürdet. Prägnanter fasst UN-Friedensbotschafterin Jane Goodall die Botschaft des Films zusammen: Wir sollten die Erde behandeln wie ein Familienmitglied. “Wenn wir gut sind zu ihr, wenn wir uns kümmern um sie, dann wird sie sich um uns kümmern.”

 

Quelle: Ein Bild, so schön wie ein Gemälde der Romantik: Der Fotograf Bastian Kalous betrachtet den Sonnenuntergang über dem Nationalpark Bayerischer Wald. −Foto: Mindjazz Pictures
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