Zünftiger Bayerischer Abend mit “Schleudergang”

Die Mitglieder von “Schleudergang” erklären, wo sich das niederbayerische Bermudadreieck befindet: Roland “Bämal” Stetter (v.l.), Florian “Flori” Weinmann und Raimund Pauli. −Fotos: Brumm

Zünftiger Bayerischer Abend mit “Schleudergang”

Wieder einmal ist es Thomas Schafflhuber mit seinem Team von der Spielvereinigung Forsthart und Hubert Hartl zu verdanken, dass beim “Hanslwirt” in Forsthart (Gemeinde Künzing) die Bühne gebebt hat. Und diesmal im wahrsten Sinne des Wortes. Die beiden haben mit dem Engagement des Trios “Schleudergang” voll den Nerv des Publikums quer durch alle Generationen getroffen. Neben zahlreichen Ortsansässigen hatten sich Fans aus den umliegenden Orten bis hin zur Heimatregion der drei Künstler im Vorverkauf ihre Eintrittskarten gesichert.

Am Samstag starteten “Lokalmatador” Roland “Bämal” Stetter aus Alkofen, Florian “Flori” Weinmann aus Lalling und der hauptberufliche Lehrer Raimund Pauli aus Freyung im voll besetzten Saal ihr “Waschprogramm”. Das warf auch gleich die Frage nach den “zwei Arten von Niederbayern hüben und drüben der Donau” auf. Bei vollem Körpereinsatz demonstrierten sie mit Stühlen und einer Schnur, wo sich das “Bayerische Bermudadreieck” denn nun genau befindet.

Gleich zwei Definitionen für die Namensgebung

Gleich zwei Definitionen hatten die Musiker parat, wie das Trio zu seinem ungewöhnlichen Namen kam. Zum einen möchten sie das Publikum in “die gute alte Zeit, als das Bier noch dunkel und die Madel sittsam waren” – das Königlich Bayerische Amtsgericht ließ grüßen – zurückschleudern. Zum anderen kann so mancher beim Heimgang vom Wirtshaus ganz schön ins Schleudern geraten.

Es grenzt schon an eine Herausforderung, dem dreistündigen Feuerwerk an Witzen, Liedern und Geschichten in einem Bericht annähernd gerecht zu werden. Von der Begrüßung bis hin zur umjubelten Zugabe herrschte unter allerbester Stimmung das Gefühl, den Abend mit Freunden zu verbringen.

Als begnadete Stimmenimitatoren holten die drei Hans Moser (“an den sich nur noch die Älteren im Saal erinnern werden”) und Conchita Wurst auf die Bühne oder ahmten beim “Manöver auf dem Land” von der Turteltaube bis hin zum Ochsen sämtliches Getier eines Bauernhofes nach. Selbst die Eigenwerbung für potentielle Auftritte bei “Geburtstagen und Beerdigungen” oder die mitgebrachten CDs machten die Musiker zu einem Highlight des Abends.

Die Musiker “translaten” für eine Besucherin aus Hessen

Eine Dame aus Hessen bekannte mutig, dem Programm im urbayrischen Dialekt nicht immer ganz folgen zu können. Für sie – und zur Gaudi aller – “translateten” die drei Musiker ihre Beiträge ins Hochdeutsche. Hierzu passend empfahlen sie auch gleich die aktuelle “Verständigungs-App”, die immer öfter an bayerischen Stammtischen zum Einsatz kommt. Dort werde seit Neuestem nicht mehr gesprochen, sondern nur noch geschrieben. Prompt hatten sie “ein nachdenkliches Lied wegen Twitter und Whats-App” im Repertoire und berichteten von Fußgängerampeln am Boden, da die Menschen nur noch auf ihr Handy starren.

 
 

Auch Bürgermeister Siegfried Lobmeier blieb Roland Stetter im Saal nicht verborgen. Das Gemeindeoberhaupt bekam einen gut gemeinten Seitenhieb ab.

Das Publikum formiert sich zum lautstarken Chor

Gewitzt gelang es den Dreien, einer Besucherin einen Schnaps abzuluchsen: Durch ein “Fax aus der BMD-Zentrale in Köln” – hervorgezaubert aus der Tuba von Raimund Pauli – wurde bekannt, dass unter dem Stuhl von Eva-Jolanda Schenk ein Zettel hinterlegt sei. “Die Musiker haben Durst” las die überraschte junge Frau die Nachricht laut vor. Beherzt sorgte sie darauf umgehend mit einer Runde Hochprozentigem für Abhilfe.

Mehrmals, etwa bei “Nix Amore” und “dem Anderl sein Buam”, formierte sich das Publikum unter präziser Anleitung der Wirtshausmusikanten im “Forstharter FKK-Club” mit “Saustall-Atmosphäre” zum lautstarken Chor. Obendrein wurde das Wissen rund um Goethes “Erlkönig” getestet, bei “Reisen mit Silbereisen” eine Schlagerrunde bestritten und “Sensibelchen Flori” die Chance eines Soloauftrittes gegeben.

“Das Lustige muss man live erleben”

Bei einem Instrumentalstück bot das Trio “Bauern und Handwerkern zwischendurch die Möglichkeit, sich über die neuesten Preise auf dem Markt auszutauschen”. Beim reinsten Zungenbrecher “Wenn i von da Stanz hoamgeh” lamentierte Stetter über all seine Wehwehchen nach durchzechter Nacht. Bevor sich das Trio verabschiedete mit einem “Rästellied”, bei dem als Hauptpreis eine Waschmaschine winkte – die letztendlich keiner der Anwesenden gewann –, schlugen sie ernste Töne an. “Wir alle haben schlimme Monate hinter uns und hoffen auf bessere Zeiten”, sagte Roland Stetter. “Man braucht Musik, Gesang und Gemütlichkeit, um für ein paar Stunden die Sorgen des Alltags vergessen zu können. Das Lustige muss man live erleben, es kommt nicht aus dem Fernseher”, sind sich die Mitglieder von “Schleudergang” einig.

Sie dankten Thomas Schafflhuber und Hubert Hartl, die geduldig das mehrmalige Aufschieben des Auftrittes – bedingt durch die Pandemie – in Kauf genommen hatten. Gerne würden die drei Musiker mit einem anderen Programm erneut in Forsthart auf der Bühne stehen.

 

Quelle: Brumm / pnp
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