Gebete für die Verstorbenen

Künzing - Wallerdorf - Forsthart

Verehrte Gäste unserer Homepage,

„Alles will sich nun verhüllen und entfärben,

Nebeltage brüten Angst und Sorgen,

Nach der Nacht voll Sturm klirrt Eis am Morgen,

Abschied weint, die Welt ist voll von Sterben.“

So beginnt das Gedicht „November“ von Hermann Hesse.

„Die Welt ist voll von Sterben.“

Die Natur zeigt es uns in diesen Tagen, das Sterben.

Morgens schüttet der Herbst all sein feuchtkaltes Grau wie mit breiten Händen über uns aus, als hätte er Freude an unserem Schmerz, als wollte er das trübe Leid dieser Tage noch mehren. Dichter Dunst verdeckt die Sonne, Nebel verhüllt, was bunt und in lachend leuchtenden Farben dastand, in trostlosem bedrückendem Grau, breitet über die entlaubten Bäume, die verwelkten Blätter, über die vom frühen Frost und erstem rauen Reif überraschten letzten Rosen sein dichtes, schwerlastendes, graues Totentuch.

 

Allerheiligen – Allerseelen – Gräbergang

Was bleibt uns von den Toten?

Was ist uns geblieben von den Jahren, welche die Verstorbenen als Lebende bei uns waren?

„Wo sind sie nun, die hohen Entwürfe?

Wo sind sie nun, die Hoffnungen von Glück?

Wo sind sie nun, die Wonnetage?

und wo die frohen Nächte, in Taumel durchgewacht?

Vergangen sind sie wie ein Traum, wie Nebel – aufgelöst!“, schreibt der Dichter Gottfried van Swieten.

In unseren Fragen klammern wir uns verzweifelt an unsere Erinnerungen.

… an Geburtstage,

… an Gedanken an die gemeinsame die Schulzeit … die frohen und glücklichen Stunden im Kreis unserer Familien, der treuen Freunde und der Arbeitskollegen…

Zu den Erinnerungen gehören auch die Hochzeiten und die vielen verschiedenen Feste in den Vereinen und Verbänden…

Einen Teil der Erinnerungen nehmen auch die schweren und harten Stunden von Trauer, Krankheit und Leiden ein, um manches harte Kämpfen um das Leben, an Krankenhausaufenthalte und Operationen, Erinnerungen an Tod und Trauer…

Wenn wir heute an den Gräbern stehen, wird so manches, was wir erblicken, alte Erinnerungen hervorrufen, vielleicht auch neuen Schmerz verursachen.

Was bleibt?

Woher kommt Hilfe in unserer Trauer, in unserem Schmerz?

Wo ist Trost für unsere Tränen?

Letztendlich weiß der Mensch um die Begrenztheit seiner Tage, oft hat er wohl den Tod vor Augen, den er aber so gerne ganz weit weg verdrängt.

Das Sterbenmüssen verdammt uns nicht zu Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, sondern leitet uns vielmehr an, die Tage, die uns gegeben sind in rechter Weise zu nutzen zur Hilfsbereitschaft und zur Güte. Das Wissen um unser Ende will uns davor warnen, uns die kurze Zeit, die wir in irdischen Tagen messen, nicht gegenseitig durch unnötige Streitereien und unsinnigen Groll zu vergiften.

Die Gräber, an denen wir stehen rufen uns zu: „Nutz Deine Tage recht, lach laut und herzlich im Kreis Deiner Familie und Deiner Freunde und erlebe so jeden schönen Augenblick, den Gott Dir in Deinen Tagen schenkt, intensiv und tief!“

Wer in diesem Bewusstsein seine Tage gestaltet, der wird daher letztendlich dann erfüllter gelebt haben, als mancher, dessen hohes Alter wir bewundern, der sein ganzes Leben aber mit Streiten, Prozessieren, mit Neig, Missgunst und maßlosem Raffen vergeudet und verschwendet hat.

Hermann Hesse gibt uns in seinem Gedicht „November“ diesen guten Rat:

„Alles will sich nun verhüllen und entfärben,

Nebeltage brüten Angst und Sorgen,

Nach der Nacht voll Sturm klirrt Eis am Morgen,

Abschied weint, die Welt ist voll von Sterben.

Sterben lern auch du und dich ergeben,

Sterbenkönnen ist ein heiliges Wissen.

Sei bereit zum Tod – und hingerissen

Wirst du eingehn zu erhöhtem Leben.“

 

Gebe es Gott, dass auch für uns einst bewahrheitet, was der Dichter Johann Georg Jacobi einst schrieb:

„Alle, die aus der Welt hinüber schieden:

alle Seelen ruhn in Frieden!“

 

O Herr, gib unseren Verstorbenen die ewige Ruhe.

Und das ewige Licht leuchte ihnen.

Herr, lass sie ruhen in Frieden.

Amen.

 

Ein gesegnetes Allerheiligen und Allerseelen

wünscht Ihnen

Ihr

`Alfred Binder´, Pfr.

 

Gebete für die Verstorbenen an Allerheiligen Allerseelen

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