
HL. PETRUS UND HL. PAULUS
waren zwei der wichtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten des frühen Christentums. Obwohl sie sehr unterschiedliche Lebenswege und Persönlichkeiten hatten, werden sie oft zusammen gefeiert und sind für die Entwicklung des christlichen Glaubens von entscheidender Bedeutung. Ihr Gedenktag ist der 29. Juni.
Hier ist eine kurze Zusammenfassung, wer sie waren:
HL. PETRUS (Simon Petrus)
- Ursprung: Er hieß ursprünglich Simon und stammte aus Bethsaida am See Genezareth, wo er als Fischer arbeitete.
- Jünger Jesu: Er war einer der ersten und engsten Jünger Jesu Christi und gehörte zu den zwölf Aposteln. Jesus gab ihm den Namen „Petrus“ (griechisch für „Fels“ oder „Stein“) und sagte zu ihm: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ (Matthäus 16,18).
- Führende Rolle: Petrus nahm eine führende Rolle unter den Aposteln ein und wird oft als deren Sprecher beschrieben. Nach Jesu Tod und Auferstehung wurde er zu einer zentralen Figur in der frühen christlichen Gemeinde in Jerusalem.
- Erster Papst: In der katholischen Tradition gilt Petrus als der erste Bischof von Rom und somit als der erste Papst.
- Martyrium: Er starb der Überlieferung nach unter Kaiser Nero in Rom als Märtyrer, indem er gekreuzigt wurde, angeblich kopfüber, da er sich nicht würdig fühlte, auf die gleiche Weise wie Jesus zu sterben. Der Petersdom in Rom soll über seinem Grab erbaut worden sein.
- Attribute: Er wird oft mit Schlüsseln dargestellt, die die „Schlüssel zum Himmelreich“ symbolisieren.
HL. PAULUS (Saulus von Tarsus)
- Ursprung und Verfolger: Er hieß ursprünglich Saulus und war ein hochgebildeter Jude aus Tarsus, der das römische Bürgerrecht besaß. Bevor er Christ wurde, war er ein eifriger Verfolger der frühen Christen. Er war sogar an der Steinigung des ersten Märtyrers Stephanus beteiligt.
- Bekehrung: Sein Leben änderte sich radikal durch ein dramatisches Erlebnis auf dem Weg nach Damaskus, wo ihm der auferstandene Jesus erschien und er erblindete. Nach seiner Heilung und Taufe wurde er zu einem leidenschaftlichen Anhänger Jesu. Von da an nannte er sich Paulus.
- Völkerapostel: Paulus wurde zum wichtigsten Missionar des Christentums unter den Nichtjuden (Heiden). Er unternahm mehrere ausgedehnte Missionsreisen durch das Römische Reich und gründete zahlreiche christliche Gemeinden.
- Briefe: Viele der Bücher im Neuen Testament sind Briefe, die Paulus an die von ihm gegründeten Gemeinden schrieb. Diese Briefe sind grundlegend für die christliche Theologie und haben das Verständnis des Glaubens maßgeblich geprägt.
- Martyrium: Auch Paulus starb der Überlieferung nach in Rom unter Kaiser Nero als Märtyrer, indem er enthauptet wurde (aufgrund seines römischen Bürgerrechts).
- Attribute: Er wird oft mit einem Schwert und einem Buch dargestellt, wobei das Schwert auf sein Martyrium und seine Tätigkeit als Verkünder des „Wortes Gottes“ hinweisen kann, und das Buch auf seine Briefe.
Gemeinsame Bedeutung:
Petrus und Paulus stehen für die unterschiedlichen, aber sich ergänzenden Aspekte der frühen Kirche. Petrus repräsentiert die Kontinuität und Tradition, die Einheit der Kirche und das Amt des Papstes. Paulus steht für die missionarische Ausbreitung des Glaubens, die theologische Reflexion und die Öffnung des Christentums für alle Völker, unabhängig von ihrer Herkunft. Beide waren zentrale Säulen, auf denen die frühe Kirche aufgebaut wurde, und sind bis heute Vorbilder für den christlichen Glauben.
Die Beziehung zwischen Petrus und Paulus: Zusammenarbeit und Konflikt
Man könnte meinen, da sie beide Säulen des Christentums waren, hätten sie stets harmonisch zusammengearbeitet. Doch die Bibel und frühe historische Berichte zeigen ein differenzierteres Bild, das sowohl Zusammenarbeit als auch Spannungen beinhaltete.
Zusammenarbeit und gegenseitiger Respekt
Trotz ihrer unterschiedlichen „Zielgruppen“ – Petrus vor allem für die Juden und Paulus für die Heiden (Nichtjuden) – erkannten sie die Bedeutung des jeweils anderen an.
- Anerkennung der Autorität: Paulus berichtet in seinem Galaterbrief von einem Besuch bei Petrus in Jerusalem, wo er „drei Jahre bei Kephas [Petrus] blieb“ (Galater 1,18). Dies zeigt, dass Paulus die führende Stellung von Petrus in der frühen Gemeinde anerkannte und den Austausch suchte.
- Apostelkonzil in Jerusalem: Ein Schlüsselmoment war das sogenannte Apostelkonzil (Apostelgeschichte 15). Hier ging es um die entscheidende Frage, ob Heiden, die Christen werden wollten, zuerst die jüdischen Gesetze (wie die Beschneidung) einhalten mussten. Petrus sprach sich dafür aus, den Heiden keine unnötigen Lasten aufzuerlegen, was die Position von Paulus stärkte. Dieses Konzil war entscheidend für die Öffnung des Christentums über das Judentum hinaus.
- Gemeinsames Zeugnis: Beide Apostel starben der Überlieferung nach in Rom den Märtyrertod, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Dies symbolisiert ihre gemeinsame Gründung der Kirche in der römischen Hauptstadt und festigt ihren Status als die „Fürsten der Apostel“.
Der Konflikt in Antiochia
Der bekannteste Konflikt zwischen Petrus und Paulus ereignete sich in Antiochia (Galater 2,11-14). Die Meinungsverschiedenheit drehte sich um die Essensgemeinschaft zwischen Juden- und Heidenchristen.
- Das Problem: Petrus hatte zunächst mit Heidenchristen zusammen gegessen, was für einen gläubigen Juden unüblich war. Als jedoch einige Judenchristen aus Jerusalem (die „Jakobus-Leute“) ankamen, zog sich Petrus vom gemeinsamen Essen mit den Heidenchristen zurück, aus Furcht vor der Kritik der jüdischen Gruppe. Andere Judenchristen, einschließlich Barnabas, folgten seinem Beispiel.
- Paulus‘ Kritik: Paulus empfand dies als eine Heuchelei, die dem Evangelium widersprach. Er stellte Petrus öffentlich zur Rede: „Wenn du, der du ein Jude bist, wie ein Heide lebst und nicht wie ein Jude, warum zwingst du dann die Heiden, jüdisch zu leben?“ (Galater 2,14). Für Paulus untergrub Petrus‘ Verhalten die zentrale Botschaft, dass Erlösung allein durch den Glauben an Christus geschieht und nicht durch die Einhaltung des jüdischen Gesetzes.
- Bedeutung des Konflikts: Dieser Vorfall zeigt, dass die frühe Kirche mit tiefgreifenden Fragen der Identität und des Miteinanders rang. Er demonstriert auch Paulus‘ Unerschrockenheit, für das einzustehen, was er als die Wahrheit des Evangeliums ansah, selbst gegenüber einer Autorität wie Petrus.
Warum ist diese Beziehung so wichtig?
Die Dynamik zwischen Petrus und Paulus spiegelt die Vielfalt und die Herausforderungen der jungen Kirche wider. Sie zeigt, dass selbst unter den engsten Jüngern und Aposteln theologische und praktische Differenzen existieren konnten. Doch am Ende diente ihr Wirken – trotz der Reibungen – demselben Ziel: der Verbreitung des Evangeliums und dem Aufbau der Kirche. Petrus stand für die apostolische Autorität und Tradition, Paulus für die theologische Entwicklung und die missionarische Ausbreitung. Zusammen legten sie das Fundament für das, was heute das globale Christentum ist.
Der theologische und strukturelle Einfluss von Petrus und Paulus
Die Beiträge von Petrus und Paulus waren nicht nur für die Verbreitung des Evangeliums entscheidend, sondern auch für die Formung der Theologie und der organisatorischen Struktur der frühen christlichen Kirche. Ohne ihre unterschiedlichen, aber sich ergänzenden Impulse sähe das Christentum heute wahrscheinlich ganz anders aus.
Petrus‘ Einfluss: Fundament der Kirche und apostolische Sukzession
Theologischer Einfluss:
- Der „Fels“ der Kirche: Jesu Worte an Petrus („Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“) sind grundlegend für das Verständnis von Petrus‘ Rolle als Fundament der Kirche. Er wird als derjenige gesehen, der die Einheit der Gläubigen gewährleistet.
- Autorität und Schlüsselgewalt: Die „Schlüssel des Himmelreichs“, die Jesus Petrus übergab, symbolisieren seine Bindungs- und Lösegewalt. Dies wird in der katholischen Theologie als die Macht interpretiert, Lehrfragen zu entscheiden und die Sünden zu vergeben oder zu behalten.
- Erster Zeuge der Auferstehung: Petrus war einer der ersten, denen der auferstandene Christus erschien, und er war der erste, der an Pfingsten öffentlich predigte. Seine Predigten bilden das Fundament der Kerygma (der grundlegenden Verkündigung) der frühen Kirche.
Struktureller Einfluss:
- Entstehung des Papsttums: Die Überlieferung, dass Petrus der erste Bischof von Rom war und dort starb, legte den Grundstein für die Vorrangstellung des Bischofs von Rom (des Papstes) in der katholischen Kirche. Die Vorstellung der apostolischen Sukzession (die ununterbrochene Weitergabe der Autorität von den Aposteln über die Bischöfe) beginnt in Rom mit Petrus.
- Einheit der Kirche: Petrus wird oft als Symbolfigur für die Einheit der weltweiten Kirche gesehen, da er die Brücke zwischen den verschiedenen Gemeinden schlägt.
Paulus‘ Einfluss: Die Theologie des Evangeliums und die universalistische Kirche
Theologischer Einfluss:
- Rechtfertigung durch Glauben: Dies ist wohl Paulus‘ zentralste theologische Lehre. Er betonte, dass der Mensch nicht durch die Einhaltung des Gesetzes (Tora), sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt und gerettet wird. Diese Lehre revolutionierte das Verständnis von Erlösung und machte das Christentum für alle Menschen zugänglich, unabhängig von ihrer ethnischen oder religiösen Herkunft.
- Christologie: Paulus entwickelte ein tiefes Verständnis von Jesus als dem präexistenten Gottessohn, der Mensch wurde, starb und auferstand, um die Menschheit zu erlösen. Seine Briefe sind reich an Hymnen und theologischen Reflexionen über die Person und das Werk Christi.
- Ekklesiologie (Lehre von der Kirche): Paulus beschrieb die Kirche als den „Leib Christi“, in dem jeder Gläubige ein wichtiges Glied ist und Christus das Haupt. Diese Metapher betont die Einheit und Verbundenheit der Gläubigen sowie die Vielfalt der Gaben.
- Ethik des Glaubens: Paulus gab umfassende Anweisungen für das praktische christliche Leben, die sich aus dem Glauben ergeben (z.B. Liebe, Hoffnung, Geduld, Umgang mit Leid).
Struktureller Einfluss:
- Missionarische Expansion: Durch seine zahlreichen Missionsreisen und die Gründung von Gemeinden im gesamten Mittelmeerraum legte Paulus den Grundstein für die globale Ausbreitung des Christentums. Er war maßgeblich daran beteiligt, das Christentum von einer jüdischen Sekte zu einer Weltreligion zu machen.
- Organisatorische Strukturen: In seinen Briefen finden sich Hinweise auf die Organisation der Gemeinden, wie die Einsetzung von Ältesten (Presbytern) und Diakonen, was zur Entwicklung kirchlicher Ämter und Hierarchien beitrug.
- Akzeptanz der Heiden: Paulus‘ unermüdliches Eintreten für die Aufnahme von Heiden ohne die Notwendigkeit der Beschneidung oder voller Einhaltung des jüdischen Gesetzes öffnete das Christentum für eine viel größere Anhängerschaft und verhinderte, dass es eine rein jüdische Bewegung blieb.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Petrus das erste sichtbare Haupt der Kirche war und für deren Einheit und Tradition stand, während Paulus der große Theologe und Missionar war, der die universelle Botschaft des Evangeliums formulierte und verbreitete. Ihre gemeinsamen und manchmal auch unterschiedlichen Wege führten zur Bildung einer dynamischen, wachsenden und theologisch tiefgründigen Religion, die sich über Jahrhunderte weiterentwickelte.
Die Schriften von Petrus und Paulus im Neuen Testament
Ein Großteil unseres Wissens über die Theologie und die Entwicklung des frühen Christentums stammt direkt aus den Briefen dieser beiden Apostel, die im Neuen Testament enthalten sind.
Die Petrusbriefe
Im Neuen Testament finden sich zwei Briefe, die dem Apostel Petrus zugeschrieben werden:
- Der Erste Petrusbrief (1 Petr):
- Zielgruppe und Kontext: Dieser Brief ist an Christen in Kleinasien gerichtet, die Verfolgung und Leid erfahren. Die Adressaten werden als „Fremdlinge in der Zerstreuung“ beschrieben, was auf eine Gemeinschaft hindeutet, die unter Druck steht oder sich in der Diaspora befindet.
- Hauptthemen:
- Trost im Leid: Ein zentrales Thema ist die Ermutigung der Christen, standhaft im Glauben zu bleiben, auch wenn sie Verfolgung erfahren. Petrus erklärt, dass Leiden den Glauben läutern kann und Teil des Weges mit Christus ist.
- Christliches Verhalten: Er gibt praktische Anweisungen für ein gottgefälliges Leben in einer feindseligen Umgebung, einschließlich Ermahnungen zu Demut, Liebe, Respekt vor Autoritäten und der richtigen Reaktion auf Unrecht.
- Hoffnung auf die Zukunft: Der Brief betont die lebendige Hoffnung auf die Auferstehung Jesu Christi und das zukünftige Erbe im Himmel.
- Christus als Vorbild: Jesus selbst wird als das ultimative Beispiel für geduldiges Ertragen von Leiden dargestellt.
- Bedeutung: Der 1. Petrusbrief ist eine wichtige Quelle für die frühchristliche Lehre vom Leiden (Theologie des Leidens) und für die christliche Ethik im Alltag.
- Der Zweite Petrusbrief (2 Petr):
- Zielgruppe und Kontext: Dieser Brief richtet sich gegen Irrlehrer, die in die Gemeinden eindringen und falsche Lehren verbreiten, insbesondere bezüglich der Wiederkunft Christi und der moralischen Lebensführung.
- Hauptthemen:
- Warnung vor Irrlehrern: Petrus warnt eindringlich vor falschen Propheten und Lehrern, die die Gemeinde verführen und Verderben bringen wollen. Er beschreibt ihre charakteristischen Merkmale und ihre Motive.
- Gewissheit der Wiederkunft Christi: Ein großes Anliegen ist die Stärkung des Glaubens an die parousia (Wiederkunft Christi). Er begegnet dem Spott derer, die sagen, die Verheißung bleibe aus, indem er betont, dass Gottes Zeitmaß anders ist („ein Tag ist vor dem Herrn wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag“).
- Aufruf zur Heiligung: Angesichts der bevorstehenden Wiederkunft und des Gerichts fordert er die Gläubigen zu einem heiligen und gottesfürchtigen Leben auf.
- Bedeutung: Der 2. Petrusbrief ist wichtig für die Auseinandersetzung mit Häresien in der frühen Kirche und für die Lehre von der Endzeit (Eschatologie).
Die Paulusbriefe
Paulus ist der produktivste Schreiber im Neuen Testament. Ihm werden 13 Briefe zugeschrieben (wobei die Autorenschaft einiger umstritten ist, wie z.B. bei 1. und 2. Timotheus und Titus – den Pastoralbriefen, sowie bei Hebräer, das heute fast allgemein nicht mehr Paulus zugeschrieben wird).
Hier sind einige der wichtigsten und ihre zentralen Botschaften:
- Römerbrief:
- „Königsbrief“ des Paulus: Er gilt als Paulus‘ umfassendste und systematischste theologische Abhandlung.
- Hauptthemen: Rechtfertigung allein durch Glauben (Sola Fide), die Sündhaftigkeit aller Menschen (Juden und Heiden), die Gerechtigkeit Gottes, die Rolle Israels im Heilsplan Gottes und das christliche Leben in der Freiheit des Geistes.
- Bedeutung: Der Römerbrief ist grundlegend für das Verständnis der evangelischen Lehre von der Gnade und der Erlösung.
- Erster Korintherbrief (1 Kor):
- Zielgruppe: Eine zerstrittene und von verschiedenen Problemen geplagte Gemeinde in der wichtigen Handelsstadt Korinth.
- Hauptthemen: Einheit der Gemeinde, Umgang mit Spaltungen, sexuelle Unmoral, Ehe, die rechte Feier des Abendmahls, die Ordnung des Gottesdienstes, der Einsatz von Geistesgaben (Charismen) und die Lehre von der Auferstehung der Toten.
- Das „Hohelied der Liebe“ (1 Kor 13): Dieser Abschnitt ist weltberühmt und beschreibt die alles überragende Bedeutung der Liebe im christlichen Leben.
- Bedeutung: Bietet tiefe Einblicke in die Herausforderungen und das Gemeindeleben der frühen Christen.
- Galaterbrief:
- „Magna Charta der christlichen Freiheit“: Paulus wendet sich scharf gegen Judenchristen, die forderten, dass auch Heidenchristen die jüdische Gesetzlichkeit (insbesondere die Beschneidung) einhalten müssten.
- Hauptthemen: Freiheit von Gesetz und Beschneidung, Rechtfertigung allein durch Glauben (nicht durch Werke des Gesetzes), der Geist als Erbe des Glaubens und der Glaube als Grundlage für ein ethisches Leben (Frucht des Geistes).
- Bedeutung: Dieser Brief ist entscheidend für die Abgrenzung des Christentums vom Judentum und für die Betonung der Gnadenbotschaft.
- Philipperbrief:
- Ein „Freudenbrief“: Obwohl Paulus ihn aus dem Gefängnis schreibt, strahlt er Freude und Ermutigung aus.
- Hauptthemen: Christus als Vorbild (der „Philipperhymnus“ in Philipper 2,5-11 beschreibt Jesu Demut und Erhöhung), die Freude am Glauben, die Wichtigkeit der Einigkeit in der Gemeinde und der Dank für die Unterstützung der Gemeinde.
- Bedeutung: Ein inspirierender Brief über die Freude im Herrn und die Nachfolge Christi.
Gemeinsame Bedeutung ihrer Schriften
Sowohl Petrus als auch Paulus waren tief im Evangelium verwurzelt und schrieben, um die Gemeinden zu stärken, zu unterweisen und vor Gefahren zu warnen.
- Petrus konzentriert sich mehr auf die Praxis des christlichen Lebens inmitten von Leid und auf die Abwehr von Irrlehren bezüglich der Endzeit. Seine Botschaft ist oft direkt und pastoral.
- Paulus ist der große Systematiker und Theologe, der die Implikationen des Evangeliums in Bezug auf Rechtfertigung, Freiheit, Sünde, Erlösung und die Rolle Christi tiefgründig ausarbeitet. Seine Briefe prägten die christliche Theologie wie kaum andere Schriften.
Gemeinsam bieten ihre Schriften ein unschätzbares Zeugnis für den Glauben, die Herausforderungen und die Entwicklung der frühchristlichen Kirche und bleiben bis heute grundlegend für das Verständnis des christlichen Glaubens.
Der Märtyrertod von Petrus und Paulus in Rom: Ein Fundament für die Kirche
Die Überlieferung, dass sowohl Petrus als auch Paulus in Rom unter Kaiser Nero den Märtyrertod erlitten, ist eine der am besten bezeugten und theologisch bedeutsamsten Traditionen der frühen Kirche. Ihr Tod in der Hauptstadt des Römischen Reiches verlieh Rom eine einzigartige Stellung im aufstrebenden Christentum.
Der Tod unter Nero
Beide Apostel sollen während der Verfolgungen unter Kaiser Nero gestorben sein, die nach dem Großen Brand von Rom im Jahr 64 n. Chr. begannen. Nero suchte Sündenböcke für das Feuer, und die junge, oft missverstandene christliche Gemeinschaft wurde zur Zielscheibe.
- Petrus‘ Martyrium: Der Überlieferung nach wurde Petrus auf dem vatikanischen Hügel gekreuzigt. Die Legende besagt, dass er darum bat, kopfüber gekreuzigt zu werden, da er sich nicht würdig fühlte, auf die gleiche Weise wie sein Herr zu sterben. Sein Grab soll sich unter dem heutigen Petersdom im Vatikan befinden. Dies machte den Vatikan zu einem der heiligsten Orte des Christentums.
- Paulus‘ Martyrium: Als römischer Bürger hatte Paulus das Recht auf eine „ehrenhaftere“ Hinrichtung als die Kreuzigung. Er wurde der Überlieferung nach außerhalb der Stadtmauern an der Via Ostiensis enthauptet. Sein Grab wird unter der Basilika Sankt Paul vor den Mauern verehrt.
Die theologische Bedeutung ihres Märtyrertodes
Der gemeinsame Tod dieser beiden Säulen des Christentums in Rom hat tiefgreifende theologische und historische Konsequenzen:
- Zeugnis des Glaubens: Ihr gewaltsamer Tod war das ultimative Zeugnis (griechisch „martyria“) für ihren unerschütterlichen Glauben an Jesus Christus. Sie zeigten, dass sie bereit waren, alles – selbst ihr Leben – für die Botschaft des Evangeliums zu opfern. Dies inspirierte Generationen von Christen zu standhafter Treue.
- Blut der Märtyrer als Samenkorn: Tertullian, ein früher Kirchenvater, schrieb: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Christen.“ Der Tod von Petrus und Paulus in Rom, dem Zentrum der damaligen Weltmacht, symbolisierte die Überwindung der römischen Macht durch die Kraft des Glaubens. Ihr Opfer trug paradoxerweise dazu bei, das Christentum zu stärken und zu verbreiten.
- Rom als „Heiliger Stuhl“: Ihr Martyrium in Rom verlieh der Stadt eine überragende Bedeutung für das Christentum. Der Bischof von Rom, der Nachfolger des Petrus, gewann an Prestige und Autorität. Dies legte den Grundstein für die Entwicklung Roms zum Zentrum der katholischen Kirche und zur Residenz des Papstes. Die Tradition der apostolischen Sukzession (die direkte Linie der Bischöfe von den Aposteln) wurde in Rom durch Petrus besonders verankert.
- Einheit der Kirche: Obwohl Petrus und Paulus unterschiedliche Ansätze und Zielgruppen hatten (Judenchristen vs. Heidenchristen), werden sie in ihrem Tod vereint. Dies symbolisiert die Einheit der Kirche trotz ihrer inneren Vielfalt. Sie sind die „Doppelsterne“ Roms, die gemeinsam das Licht des Evangeliums verbreiteten.
- Heiligkeit der Orte: Die mutmaßlichen Grabstätten der Apostel wurden zu wichtigen Pilgerzielen. Der Petersdom und Sankt Paul vor den Mauern sind bis heute Stätten von globaler religiöser Bedeutung, die Millionen von Menschen anziehen.
Der Märtyrertod von Petrus und Paulus in Rom war nicht nur das tragische Ende zweier großer Männer, sondern ein Akt, der die frühe Kirche zutiefst prägte und Rom als ihr spirituelles Zentrum etablierte. Sie wurden zu Ikonen des Glaubens und zu Symbolen für die Bereitschaft, für das Evangelium bis zum Äußersten zu gehen.
Petrus und Paulus in Kunst und Kultur
Die Heiligen Petrus und Paulus gehören zu den am häufigsten dargestellten Figuren in der christlichen Kunst. Ihre Ikonographie ist reich und ihre Präsenz in der Kultur ist tief verwurzelt.
Ikonographie und Attribute
Künstler haben spezifische Merkmale und Attribute entwickelt, um Petrus und Paulus leicht erkennbar zu machen:
- Heiliger Petrus:
- Schlüssel: Sein bekanntestes Attribut sind die Schlüssel, die die „Schlüssel des Himmelreichs“ symbolisieren, die Jesus ihm gab (Matthäus 16,19). Oft sind es zwei Schlüssel, einer aus Gold (für die Bindungs- und Lösegewalt im Himmel) und einer aus Silber (für die auf Erden).
- Fischer: Gelegentlich wird er mit einem Fisch oder einem Fischernetz dargestellt, was auf seinen ursprünglichen Beruf hinweist.
- Hahn: Manchmal ist ein Hahn in seiner Nähe zu sehen, der an seine dreifache Verleugnung Jesu erinnert, bevor der Hahn krähte.
- Umgekehrtes Kreuz: Wenn sein Martyrium dargestellt wird, ist es oft ein umgekehrtes Kreuz, da er der Überlieferung nach so gekreuzigt wurde.
- Älterer Mann mit kurzem, lockigem Haar und Bart: Dies ist das gängige Erscheinungsbild, das ihm zugeschrieben wird.
- Heiliger Paulus:
- Schwert: Sein häufigstes Attribut ist das Schwert, das auf seine Enthauptung als Märtyrer verweist. Es kann aber auch das „Schwert des Geistes“ (Epheser 6,17) symbolisieren, das Wort Gottes, das er so kraftvoll verkündete.
- Buch oder Schriftrolle: Er wird oft mit einem Buch oder einer Schriftrolle dargestellt, was seine Rolle als Verfasser zahlreicher Briefe im Neuen Testament unterstreicht.
- Bekehrungserlebnis: Manchmal wird er im Moment seiner Bekehrung gezeigt, vom Pferd stürzend, geblendet vom Licht Christi auf dem Weg nach Damaskus.
- Jüngerer Mann mit hoher Stirn und spitzem Bart: Dies ist das typische Aussehen, das ihm zugeschrieben wird, oft im Kontrast zu Petrus.
Darstellungen in der Kunst
- Frühchristliche Kunst: Schon in den römischen Katakomben finden sich frühe Darstellungen der beiden Apostel, oft nebeneinander, was ihre gemeinsame Bedeutung unterstreicht.
- Mittelalter und Renaissance: In dieser Zeit wurden unzählige Fresken, Mosaike, Skulpturen und Tafelbilder geschaffen. Sie sind oft an den Portalen von Kirchen, auf Altären oder in Glasfenstern zu finden.
- Michelangelo: Sein „Jüngstes Gericht“ in der Sixtinischen Kapelle zeigt Petrus mit den Schlüsseln und Paulus mit dem Schwert.
- Raffael: Seine Fresken im Vatikan, wie „Die Befreiung des Petrus“, sind ikonisch.
- Caravaggio: Seine dramatischen und realistischen Darstellungen, wie „Die Bekehrung des Paulus“ oder „Die Kreuzigung des Petrus“, sind Meisterwerke.
- Barock und spätere Epochen: Auch in späteren Jahrhunderten blieben sie beliebte Motive, wobei der Fokus oft auf der Dramatik ihres Martyriums oder ihrer theologischen Tiefe lag.
Präsenz in der Kultur
- Kirchen und Basiliken: Weltweit sind unzählige Kirchen nach Petrus und Paulus benannt, allen voran der Petersdom im Vatikan und die Basilika Sankt Paul vor den Mauern in Rom.
- Städte und Orte: Viele Städte tragen ihre Namen, und ihre Gedenktage (29. Juni) sind in vielen Ländern Feiertage oder werden festlich begangen.
- Namen: Die Namen Peter und Paul sind in vielen Sprachen weit verbreitet und zeugen von ihrer anhaltenden Verehrung.
- Sprichwörter und Redewendungen: Im Deutschen gibt es zum Beispiel das Sprichwort „Vom Saulus zum Paulus werden“, das eine radikale Veränderung zum Besseren beschreibt und direkt auf Paulus‘ Bekehrung anspielt.
- Literatur und Musik: In der Literatur, in Oratorien und anderen musikalischen Werken werden ihre Geschichten immer wieder aufgegriffen und neu interpretiert.
Die anhaltende Präsenz von Petrus und Paulus in Kunst und Kultur ist ein Zeugnis ihrer bleibenden Bedeutung als Gründerfiguren des Christentums und als Inspiration für Gläubige und Künstler über Jahrhunderte hinweg.