2. Advent

Künzing - Wallerdorf - Forsthart

Das zweite Licht

Das zweite Licht erhellt mehr noch die Nacht.
Es erhöht Dir die Freude am Leben.
Es verdoppelt das Licht und erleuchtet sacht
auch die dunklen Bereiche daneben.

Das zweite vereint sich mit dem ersten Licht,
verstärkt so die Wärme der Seele.
Es wirft ein Strahlen in Dein Gesicht
und lockert zum Singen die Kehle.

Das neue Licht zum zweiten Advent
harmoniert mit dem auf dem Kranz.
Gemeinsam verstärken sie den Moment,
der verleiht Deinen Augen
diesen strahlenden Glanz.


Eine Geschichte zum Nachdenken am 2. Advent

„In der Nähe von Bethlehem hatte ein Hirt auch den Stern mit dem auffälligen Licht entdeckt, der die Sterndeuter aus dem Morgenland schon hatte aufbrechen lassen. Er spürte sofort: Er bringt die Botschaft, die aus aller Not befreit, ein Licht der Hoffnung: Einen König, ein neuer Prophet, vielleicht sogar ein Kind? Da wollte er hin! Aber nicht mit leeren Händen. Ein Geschenk musste her. Da fiel ihm die goldene Kette ein, ein Familienerbstück, das er unter einem uralten Olivenbaum vergraben hatte. Als er sie in die Hände nahm, blickte er auf goldene Kettenglieder, die von zwei gekreuzten Stäbe gehalten wurden. Zwei gekreuzte Stäbe, seltsam – in seinem Land sah Schmuck eigentlich anders aus: Ein Herz oder ein Stern oder ein Tier. Aber ein Kreuz? Ein Kreuz galt doch als eine ganz entsetzliche Strafe. Der neue Hoffnungsträger sollte doch nie etwas mit einem Kreuz zu tun haben! Aber alles war ja aus Gold, ein richtiger Schatz! Er hängte sich die Kette um den Hals und machte sich auf den Weg. Er war schon stundenlang unterwegs, da stand plötzlich ein Kind vor ihm, furchtbar abgemagert, und streckte ihm flehend seine Arme entgegen. Der Hirte spürte, wie sich ein Kettenglied löste und in seine Hand fiel. Ohne groß nachzudenken, legte er es dem bittenden Kind in die Hand, ja, er schenkte es ihm. Es strahlte über das ganze Gesicht und hüpfte davon. Am nächsten Tag kam er an einem Sklaventreiber vorbei, der seine Peitsche auf einen Mann niedersausen ließ, der völlig erschöpft am Boden lag. Voller Mitleid wollte er dazwischengehen. Da spürte er aber, wie sich sogar zwei Glieder von der goldenen Kette lösten. Nun wusste er, was zu tun war: Er drückte dem verdutzten Aufseher eins in die Hände und das andere dem ausgepeitschten Mann am Boden. Beide starrten den Hirten fassungslos an. Der am Boden stammelte: „DANKE!“ O weh, überlegte der Hirt, wenn der Retter, zu dem ich unterwegs bin, ein Kind ist, dann reicht es nicht mehr zu einer Halskette, vielleicht noch zum Armband. Dann durchquerte er einen Garten mit vielen Olivenbäumen. Im Halbdunkel lauerten ihm zwei Räuber auf. In ihren Augen blitzte Not auf, endlich etwas Geld für ihre Familien zu ergattern! Was, dachte der Hirte, Verbrechern und Räubern etwas schenken? Aber er spürte, wie sich die beiden letzten Kettenglieder lösten und in seine offene Hand kullerten. Die Kette wollte es wohl so. Er bot jedem ein goldenes Glied an. Sie nahmen es gierig und waren sofort wie vom Erdboden verschwunden.
Der Hirte war traurig. Von seinem kostbaren Geschenk blieben nur die beiden gekreuzten Stäbe. Ob der Retter ihn auslachen würde? Aber sie waren ja aus Gold und immer noch wertvoll. Als der Hirte dann in dem armseligen Stall stand, trat er näher, kniete vor dem Kind in der Krippe nieder und reichte ihm das goldene Kreuz. Das Kind lächelte ihn an und schaute dann an ihm vorbei. Der Hirte wandte sich um. Er wollte auch sehen, was das Kind sah. Da standen sie alle, die ihm heimlich gefolgt waren: Das abgemagerte Kind, der brutale Sklaventreiber, der erschöpfte Arbeiter, ja, sogar die beiden Räuber waren in die Knie gegangen und schauten auf das Kind in der Krippe. Friede lag auf allen Gesichtern. Dann sah das Kind wie durch sie alle hindurch. Es hob die beiden Händchen mit dem goldenen Kreuz. Und es war ihnen, als sagt es: „Ich will dafür sorgen, dass die Kette einmal bis in den Himmel reicht!“

(Quelle unbekannt)


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