
Gott ist anders!
Die Geburt Jesu Christi verändert die Welt nicht mit gewaltigen Ereignissen von heute auf morgen. An Weihnachten wird das Wirken Gottes besonders deutlich: verborgen, zurückhaltend, liebend. Seine Herrschaft entfaltet sich wie ein kleines Senfkorn langsam bis zur Ernte. Ein Impuls zum 3. Adventssonntag 2025 am 14. Dezember von Dekan Christian Altmannsperger.
Liebe Schwestern und Brüder! Im Lied „O Heiland, reißt die Himmel auf“ wird die Frage gestellt: Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt? Diese Frage des Adventsliedes ist meines Erachtens nahe verwandt mit der Frage des Täufers Johannes im Evangelium des dritten Adventssonntags: Bist du der, der kommen soll oder sollen wir auf einen anderen warten? Die Frage des Johannes ist eine Frage des Glaubens an Jesus von Nazareth. Erwartung und Erfüllung sind nicht auf einen Nenner zu bringen. Damals nicht und heute nicht. Es gibt immer eine Beweislast des Glaubens. Und der Beweis ist nicht zu erbringen. Wo der Glaube lebt, sinkt der Zweifel, die zweite Stimme. Die Kunst des Glaubens besteht darin, dem Zweifel nicht die erste Stimme zu überlassen.
Johannes der Täufer musste die Art des Auftretens Jesu als eine Zumutung empfunden haben. Dass Gott so im Unscheinbaren wirkt, ist für ihn nur schwer zu begreifen. Da bedarf es schon eines festen Glaubens. Und selbst der ist immer wieder angefochten durch das, was man zu sehen und hören bekommt. Darin, liebe Mitchristen, gleicht die Situation des Johannes ganz der unseren. Wenn wir uns die Unheilsituationen unserer Tage anschauen, dann kann der Glaube an die Macht Gottes schon ins Wanken geraten.
Und wenn man an Weihnachten denkt, dann ist das ein sehr zurückhaltender Machterweis Gottes: Ein kleines Kind, das in die Armut und die Not dieser Welt hineingeboren wird, ändert die Verhältnisse nicht sofort mit gewaltigen Ereignissen. An Weihnachten wird deutlich, wie Gott wirkt verborgen, zurückhaltend, liebend. Seine Herrschaft kommt nicht in dramatischen Veränderungen, sondern sie wird als Keimkraft in die Welt gelegt, damit sie sich langsam entfalte bis zur Ernte. Wer ein kleines Senfkorn in Händen hält, hat es auch schwer, an den Baum in ihm zu glauben. Das Reich Gottes gibt es auf unserer Erde daher immer nur als Samen zu entdecken. Es ist unsere Aufgabe, das mit dem Kommen Jesu angebrochene Reich Gottes spürbar und erfahrbar zu machen.
Gott ist anders, als wir es gerne hätten. Johannes der Täufer hielt das Anderssein Gottes aus. Er schöpfte aus dieser Zumutung Gottes Mut und machte sein Herz stark in Geduld. In Johannes dem Täufer erfahren wir, dass wir nicht verzweifeln brauchen, wenn wir den Trost der ganzen Welt nicht sofort in unserer Welt erkennen können. Amen.
Christian Altmannsperger, Dekan Dekanat Osterhofen

