Sog’s af bairisch

Künzing - Wallerdorf - Forsthart

Sog’s af bairisch

 
Was ist eine „Rogl“ und was ein „Ribisl“?
 
 
Bayerisch ist nicht gleich Bairisch. Während das Wort mit y für den Freistaat und seine Einwohner steht, bezieht sich Bairisch mit i auf die Sprache, die in weiten Teilen Bayerns und Österreichs gesprochen wird. Diese Dialekte zu verstehen, ist nicht immer leicht. Noch dazu verschmelzen in Ostbayern Nord- und Mittelbairisch teilweise miteinander. Elisabeth Wellner hat Germanistik an der Uni Regensburg studiert und ist auf Heimatdialekte spezialisiert. Die Dozentin am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft an der Uni Passau erklärt den Ursprung und die Bedeutung bairischer Begriffe und Ausdrücke. arschling Ist ein bairisches Synonym für „rückwärts“. Dieser Ausdruck besteht aus den Worten „Arsch“, im Sinne des Körperteils und „links“, wobei dieses als „auf links gedreht“ zu verstehen ist. Man könnte es wortwörtlich mit „Mit dem Hintern nach vorne“ übersetzen. Noch bis ins 19. Jahrhundert wurde auch das Pendant „fürschling“ für „vorwärts“ im Wörterbuch aufgeführt, dieser Ausdruck ist aber inzwischen verschwunden.
 
ebbs/epps „Ebbs“ beziehungsweise „epps“ ist eine abgewandelte Form des Wortes „etwas“. Es entstand durch eine lautliche Angleichung. Aus tw wurde bb/pp – die lautliche bairische Form. fei Dieses Wort wird sehr gern in allen Dialekten gebraucht. „Fei“ kommt von „fein“ („Tu fein aufpassen.“). Inzwischen wird es nicht mehr nur in seiner eigentlichen Bedeutung genutzt, sondern wirkt verstärkend und bestätigend auf getroffene Aussagen. sched Typisches Wort in bestimmten Regionen im Bayerischen Wald.
 
„Sched“
steht für „bloß“ oder „nur“ und ist eine Variante der Wörter schlecht oder schlicht. Es wird sehr gerne als Füllwort genutzt. enk Steht für das Pronomen „euch“. „Enk“ ist ein altes Dualpronomen, bezog sich in seiner ursprünglichen Form also ausschließlich auf zwei Personen. Es hat sich als Reliktform bei vielen Bairisch-Sprechern gehalten, wird aber inzwischen auch für mehr als zwei Personen verwendet. affe/affa und obe/oba eine/eina und auße/außa Diese Begriffe werden in ganz Altbayern noch gerne und viel genutzt. In der Oberpfalz variiert ihr Gebrauch. Es sind Richtungsangaben, die immer vom Sprecher aus gesehen werden müssen.
 
„Affe/Affa“
steht für „auf hin“ und „obe/oba“ für „ab hin“. Dabei macht der Laut am Wortende einen großen Unterschied. Denn „affe“ meint „hoch“ im Sinne vom Sprecher aus nach oben, während „affa“ eine Aufforderung dazu ist, dass jemand zu dem Sprecher hochkommen soll. Auch „obe“ meint nach unten vom Sprecher aus, während „oba“ nach unten zum Sprecher hin bedeutet.
 
„Eine/eina“
steht für „ein her“, „auße/außa“ für „aus her“. Wenn man selbst hinaus geht, sagt man: „I geh ausse.“. Kommt wiederum jemand zum Sprecher hinaus, sagt dieser: „Du kimmst zu mir aussa.“. Gleiches gilt für „eine“ (der Sprecher selbst geht hinein) und „eina“ (jemand geht zum Sprecher hinein).
 
Rogl
Steht synonym für eine Tüte. Ortsspezifisch bezeichnet es oft nur Tüten aus bestimmten Materialien, also beispielsweise aus Plastik oder Baumwolle. In seiner Ursprungsform gab es dafür keine bestimmte Einschränkung. „Rogl“ kommt wohl vom mittelalterlichen Adjektiv „rogel“ aus dem 12. Jahrhundert und stand für „locker/lose“. „Rogl“ im Sinne von Tüte/Tasche kommt wohl von „eine Ware locker einwickeln“.
 
Spezl
Steht für Freund und kommt vom Wort „speziell“. Ein Freund ist also jemand, mit dem man speziell ist. Es wird vorwiegend für männliche Bekannte verwendet. Ein vergleichbares Wort für weibliche Freundinnen existiert nicht.
 
Ribisl
„Ribisl“ bedeutet Johannisbeere und wird seit etwa dem 17. Jahrhundert verwendet. das Wort wird in Österreich als Standard für die Frucht verwendet, in Deutschland wiederum gilt es als Dialektwort. Das Wort an sich war wohl der lateinische Begriff für eine Rhabarbersorte und wurde mit der Zeit auf die Johannisbeere übertragen. Woher diese Übertragung allerdings kommt, ist nicht bekannt.
 
Habe di
Ehre Dieser Ausdruck war bis ins 20. Jahrhundert ein Gruß, den ältere Männer in Städten untereinander zur Begrüßung austauschten. Er sollte Ehrerbietung ausdrücken. Auch heute wird er vor allem unter Männern verwendet. Inzwischen erlebt der Ausdruck ein Revival in der jüngeren Generation, die Abkürzungen wie „die Ehre“ wieder häufiger in ihren allgemeinen Sprachgebrauch einbindet.
 
Des taugt ma
Diese Redewendung ist recht einfach erklärt: „taugen“ hatte früher die Bedeutung „brauchen“ oder „nützlich und förderlich sein“. Braucht man etwas oder ist es einem nützlich, mag man es meist auch. So wandelte sich die Bedeutung mit der Zeit zu einem Ausdruck des Gefallens ab.
 
Pfiat di
Der Abschiedsgruß „Pfiat di“ geht auf den christlichen Ausdruck „Behüte dich Gott“ zurück. Das Wort „pfiat“ ist eine lautliche Angleichung von „behüte“, die unter anderem in der Oberpfalz vorkommt. Denn hier wandelt sich allgemein oft der Buchstabe b zu einem pf ab. Manche unterstellen den Oberpfälzern deshalb auch eine Sprechfaulheit, da die Laute von Wörtern so zusammen geschoben und abgekürzt werden.
 
Sakkra: Kommt von „Sakrament“, das als Schwurformel verwendet wurde. Verkürzt dient es zum Ausdruck von Erstaunen oder Entrüstung.
 
Großkopfada: Setzt sich aus „groß“ und „Kopf“ zusammen. Wer einen großen Kopf hat, ist klug und wichtig – oder meint das zumindest.
 
Hodalump: Es bezeichnete Menschen, die Lumpen sammeln oder in Lumpen gekleidet sind. Als Schimpfwort steht es für Landstreicher, Gauner und Gesindel.
 
Britschn: Ist eine Bezeichnung für das weibliche Genital. Sexualisierte Bezeichnungen werden oft verallgemeinert und abwertend verwendet.
 
Breznsoiza: Bezeichnet jemanden der Brezen salzt. Die Beschimpfung steht dafür, dass jemand ein Nichtsnutz ist, da eine Breze zu salzen ziemlich sinnlos ist.
 
Pflunzn: Pflunzn ist eine Blutwurst. Metaphorisch wird das auf eine plumpe, dicke Frau übertragen.
 
Hund: Tiernamen werden gerne als Schimpfwort genutzt. Hunde galten lange Zeit als Bild des Elenden, Niederträchtigen, Menschenunwürdigen.
 
Dipfescheißer: Dipfel, in der Hochsprache Tüpfel, ist ein kleiner Punkt. Das Wort steht für jemanden, der es zu genau nimmt.
 
Freibierlätschn: Lätschn steht eigentlich für Gesicht oder Grimasse. In diesem Zusammenhang geht der Sprachwissenschaftler jedoch eher davon aus, dass Lätschn von latschen/hatschen kommt, was so viel heißt wie wackelnd/schleppend gehen. Es ist also jemand, der dorthin geht, wo es etwas gratis gibt.
 
Haumdaucha: Bezeichnet einen wenig intelligenten oder geschickten Menschen. Der Haubentaucher ist ein Vogel. Vögel umschreiben oft jemand vermeintlich Dummen. (nal)
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