Geburt Johannes der Täufer

Künzing - Wallerdorf - Forsthart

Die Geburt Johannes des Täufers ist ein wichtiges Ereignis im Christentum und wird am 24. Juni gefeiert. Dieses Datum ist nicht zufällig gewählt: Es liegt genau sechs Monate vor dem Weihnachtsfest (25. Dezember), da Johannes der Täufer der Überlieferung nach ein halbes Jahr vor Jesus geboren wurde.

Die Geschichte seiner Geburt ist im Lukasevangelium (Lukas 1) beschrieben und ist von außergewöhnlichen Umständen geprägt:

  • Eltern: Seine Eltern waren Zacharias, ein Priester, und Elisabet, die schon betagt waren und als unfruchtbar galten.
  • Ankündigung: Der Engel Gabriel kündigte Zacharias im Tempel an, dass seine Frau einen Sohn bekommen würde, den er Johannes nennen solle. Zacharias zweifelte zunächst aufgrund des hohen Alters, woraufhin er bis zur Geburt des Kindes stumm blieb.
  • Elisabets Schwangerschaft und Marias Besuch: Elisabet wurde schwanger, und als sie im sechsten Monat war, besuchte Maria (die Cousine Elisabets und Mutter Jesu) sie. Bei Marias Gruß hüpfte das Kind (Johannes) in Elisabets Leib.
  • Geburt und Namensgebung: Als Johannes geboren wurde, wollten die Verwandten ihn nach seinem Vater Zacharias nennen. Doch Elisabet bestand darauf, dass er Johannes heißen sollte. Zacharias, der immer noch stumm war, schrieb auf eine Tafel: „Johannes ist sein Name.“ In diesem Moment konnte er wieder sprechen und lobte Gott.

Die Geburt Johannes des Täuffers wird als ein Wunder und als Zeichen der Gnade Gottes gesehen. Er wurde dazu bestimmt, den Weg für Jesus vorzubereiten und als Prophet Umkehr und Buße zu predigen.

 

Die Bedeutung Johannes des Täufers

Johannes der Täufer ist eine Schlüsselfigur in der Bibel, die eine einzigartige Position zwischen dem Alten und Neuen Testament einnimmt. Er wird oft als der letzte Prophet des Alten Bundes und der erste Verkünder des Neuen Bundes bezeichnet. Seine Rolle war es, die Menschen auf das Kommen des Messias vorzubereiten und sie zur Umkehr zu bewegen.

Hier sind einige zentrale Aspekte seiner Bedeutung:

  • Der Vorläufer Christi: Die wichtigste Funktion Johannes des Täufers war es, den Weg für Jesus Christus zu bereiten. Er erfüllte die Prophezeiungen des Alten Testaments, insbesondere die von Jesaja und Maleachi, die einen Vorboten ankündigten, der die Ankunft des Herrn vorbereiten würde. Seine Botschaft war: „Bereitet den Weg des Herrn, macht eben seine Pfade!“ (Matthäus 3,3).
  • Der Prediger der Buße: Johannes forderte die Menschen eindringlich zur Buße auf, was eine tiefgreifende Änderung der Denkweise und des Lebensstils bedeutet. Er predigte nicht nur Worte, sondern forderte auch konkrete Taten der Umkehr, wie die Teilung von Kleidung und Nahrung mit Bedürftigen oder das Aufhören mit ungerechten Praktiken (Lukas 3,10-14).
  • Der Täufer: Sein Beiname „der Täufer“ kommt von der Praxis der Taufe im Jordan. Diese Taufe war ein symbolisches Bad der Reinigung und des Bekenntnisses zur Buße, das die Menschen auf die Vergebung ihrer Sünden vorbereiten sollte. Es war keine sakramentale Taufe im christlichen Sinne, sondern ein Zeichen der Umkehr.
  • Der Zeuge für Jesus: Obwohl Johannes eine große Anhängerschaft hatte und viele ihn für den Messias hielten, wies er immer wieder darauf hin, dass ein Größerer nach ihm kommen würde, dem er nicht würdig sei, die Sandalen zu tragen (Johannes 1,27). Er war derjenige, der Jesus im Jordan taufte und dabei eine göttliche Offenbarung erlebte: Der Himmel öffnete sich, der Heilige Geist kam in Form einer Taube herab, und eine Stimme vom Himmel sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Matthäus 3,16-17). Damit bestätigte Johannes öffentlich die Identität Jesu als den Sohn Gottes.
  • Ein Märtyrer für die Wahrheit: Johannes der Täufer zögerte nicht, die Wahrheit auszusprechen, auch wenn es für ihn gefährlich wurde. Er kritisierte offen Herodes Antipas für seine Ehe mit Herodias, der Frau seines Bruders. Dies führte zu seiner Gefangenschaft und letztendlich zu seiner Enthauptung auf Befehl von Herodias (Markus 6,17-29). Sein Tod wird als Martyrium für seine Treue zu Gott und seinen Prinzipien angesehen.

Johannes der Täufer ist somit nicht nur eine historische Figur, sondern auch ein spirituelles Vorbild für Demut, Mut und kompromisslose Hingabe an die Botschaft Gottes. Er lehrt uns, wie wichtig es ist, sich selbst zurückzunehmen, um den Weg für das Göttliche zu bereiten, und die Wahrheit zu verkünden, selbst wenn es Konsequenzen hat.

Hier sind einige der wichtigsten Bräuche und Traditionen:

1. Johannisfeuer (Sonnwendfeuer)

Dies ist der wohl bekannteste und verbreitetste Brauch.

Ursprung: Die Tradition der Sonnwendfeuer reicht weit in vorchristliche Zeiten zurück. Man glaubte, die Feuer sollten böse Geister und Dämonen vertreiben, Fruchtbarkeit fördern und die Kraft der Sonne für das kommende Jahr bewahren.
Christliche Deutung: Mit der Christianisierung wurde der Brauch „christianisiert“. Das Feuer symbolisiert nun das „wahre Licht der Welt“, Jesus Christus, für den Johannes der Täufer der Wegbereiter war. Johannes selbst wird oft als „Feuerprediger“ bezeichnet.
Ablauf: In der Johannisnacht (vom 23. auf den 24. Juni) werden große Scheiterhaufen angezündet, oft auf Anhöhen oder Bergspitzen. Um die Feuer wird getanzt, und vielerorts springen Mutige über die Flammen. Dies soll Glück bringen, Krankheiten abwehren und reinigen. Ein gemeinsamer Sprung von Paaren soll zudem Glück in der Liebe bringen und baldige Heirat verheißen. Der Rauch des Feuers soll Felder und Tiere schützen.

2. Kräutersammeln und Johanniskraut

Heilkräftige Pflanzen: Am Johannistag gesammelte Kräuter sollen eine besondere Heilkraft besitzen. Das bekannteste ist das Johanniskraut (Hypericum perforatum), dessen gelbe Blüten an die Sonne erinnern und das traditionell als Heilmittel bei Stimmungstiefs, Nervosität und leichten Verbrennungen verwendet wird.
Kräuterbüschel: Oft werden neun verschiedene Kräuter gesammelt und zu sogenannten „Johannisbüscheln“ gebunden. Diese Büschel wurden früher in Häusern aufgehängt, um vor Unwettern, Krankheiten und bösen Einflüssen zu schützen. Manchmal wurden sie auch ins Johannisfeuer geworfen.
Johanniskränze: Das Flechten von Blumenkränzen, insbesondere von jungen Frauen, ist ebenfalls ein verbreiteter Brauch, oft zum Schmuck oder als Orakel für die Liebe.

3. Johanniswasser und Johannistau

Reinigung und Schutz: Früher war es vielerorts Brauch, in der Johannisnacht schweigend ein Bad in Flüssen und Seen zu nehmen (Johannisbad). Dies sollte angeblich besonderen Schutz verleihen und von Krankheiten befreien.
Heilkraft des Taus: Der „Johannistau“ (Tau der Johannisnacht) galt als besonders kraftvoll und segensreich. Man badete darin oder goss Blumen damit, um Krankheiten zu vertreiben oder Sommersprossen zu entfernen. Er wurde auch als Gärmittel für Brotteig verwendet.

4. Bauernregeln und Lostag

Wettervorhersage: Der Johannistag ist ein wichtiger „Lostag“ im Bauernkalender. Viele Bauernregeln ranken sich um ihn und sollen das Wetter für die kommende Erntezeit oder sogar für das ganze Jahr vorhersagen. Beispiele:
„Bleibt es an Johanni trocken und warm, macht das den Bauern nicht arm.“
„Regnet’s am Johannistag, regnet es danach noch 14 Tag.“
Erntezeit: Der Johannistag markiert auch wichtige Zeitpunkte im landwirtschaftlichen Jahr.
Spargelsilvester: Traditionell endet am 24. Juni die Spargelernte, damit die Pflanzen genug Zeit haben, sich für das nächste Jahr zu regenerieren.
Auch die Rhabarberernte endet oft um diesen Zeitpunkt.
Die Johannisbeeren werden um den Johannistag herum reif.
Es ist auch die beste Zeit für den Heckenschnitt (der sogenannte „Johannistrieb“ wird geschnitten).

5. Johanniskäfer und Walnüsse

Glühwürmchen: Die sogenannten „Johanniskäfer“ sind Glühwürmchen, die um den Johannistag herum besonders stark leuchten, da dies ihre Paarungszeit ist.
Walnusslikör: Um den Johannistag herum ist auch die traditionelle Zeit, grüne Walnüsse für die Herstellung von Walnusslikör oder -schnaps zu sammeln, da sie noch weich genug sind, um verarbeitet zu werden.

6. Speisen und Feste

Johanniskuchen: Früher war es verbreitet, Johanniskuchen oder Holunderküchlein (Hollerküchel) zu backen.
Brunnenfeste: Vielerorts wurden Brunnenfeste gefeiert, die oft mit der jährlichen Reinigung der Dorfbrunnen verbunden waren.
Nachbarschaftsfeste: Der Johannistag war auch ein Anlass für Nachbarschaftsfeste, bei denen man zusammenkam, tanzte, Streitigkeiten beilegte und neue Nachbarn in die Gemeinschaft aufnahm.

Übernahme und Wandel der Bräuche

Es ist interessant zu sehen, wie viele dieser Bräuche aus vorchristlicher Zeit stammen (insbesondere die Feuer- und Fruchtbarkeitsriten der Sommersonnenwende) und von der christlichen Kirche übernommen und umgedeutet wurden, um eine Verbindung zur Geburt Johannes des Täufers herzustellen. Während einige Bräuche, wie die großen Johannisfeuer, bis heute lebendig sind, sind andere, wie das schweigende Johannisbad, seltener geworden. Dennoch bleibt der Johannistag ein wichtiger Tag im Jahreskreis, der Natur, Glaube und Gemeinschaft miteinander verbindet.

 
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